Landeshauptstadt: Zwölf Monate zum Überlegen
180 Jugendliche starten in Potsdam jetzt mit ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr
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Cäcilia Dörfling weiß, was sie will – fast zumindest. „Ich werde später einmal Sozialpädagogik studieren – aber ich bin mir noch unschlüssig, ob ich Lehrerin werden oder im Betreuungsbereich arbeiten möchte“, sagt die 19-Jährige. Zwölf Monate hat sie nun Zeit, sich zu entscheiden: Bis zum Spätsommer 2010 wird sie in der Freien Schule Potsdam mitarbeiten.
So ähnlich wie der jungen Frau geht es jetzt vielen im Land Brandenburg. Rund 450 Jugendliche, meist Anfang 20, haben in diesen Tagen ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Mark begonnen. In Potsdam starteten gut 180 FSJ-ler ihre Arbeit in verschiedenen sozialen Einrichtungen. Dazu kamen 42 Jugendliche, die in der Denkmalpflege für ein Jahr ihre Kraft und ihre Ideen einbringen.
Im Kindergarten, in Bildungseinrichtungen, ja selbst in einer Ergotherapie-Praxis oder als Helfer in einem Verein für Alleinerziehende – die Arbeitsmöglichkeiten im Freiwilligen Sozialen Jahr haben sich in den vergangenen Jahren stark erweitert und beschränken sich nicht mehr allein auf die Betreuung von Senioren oder im Krankenhaus. Der Antrieb, einen Freiwilligendienst anzutreten, geschieht dabei aus den unterschiedlichsten Motivationen – beispielsweise wie bei Cäcilia Dörfling, die noch nicht genau weiß, in welchem Job sie einmal arbeiten will. Gerade dann sei Freiwilligenarbeit optimal, sagt Petra Küchler, Koordinatorin der FSJ-ler bei der Organisation Internationaler Jugendgemeinschaftsdienste in Potsdam. „Neben praktischen Erfahrungen und der Erweiterung von Schlüsselqualifikationen und sozialer Kompetenz hilft Freiwilligenarbeit vor allem bei der beruflichen Orientierung.“
Der Kleinmachnower Vincent Ruben dagegen nutzt das FSJ als Wehrdienst- Ersatzleistung. „Es gab einfach mehr Stellen als beim regulären Zivildienst“, sagt der 18-Jährige. Außerdem sei die Auswahl bei den Beschäftigungsmöglichkeiten im Rahmen des FSJ größer gewesen, sagt der Kleinmachnower, der ab sofort im Waldorf-Kindergarten die Arbeit der Erzieher unterstützt.
Mit dem Einstieg des Landes Brandenburgs in die finanzielle Förderung von Freiwilligenstellen wurde gerade im Kinder- und Jugendbereich das Stellenangebot noch einmal breiter, weiß auch Küchler. Das Bildungsministerium unterstützt mit rund 250 000 Euro insgesamt 68 FSJ-Plätze der Mark.
Das Interesse an den FSJ-Stellen sei auf beiden Seiten stark, weiß Küchler. „Auf eine FSJ-Stelle kommen rechnerisch vier Bewerber.“ Aber auch viele soziale Einrichtungen würden gern mehr Freiwillige aufnehmen. Doch ein Mehr an Stellen scheitert meist an den fehlenden Geldern. 72 Euro pro Monat zahlt der Bund Zuschuss, der Rest des meist nicht allzu üppigen Lohns kommt von den jeweiligen Einsatzstellen. Außerdem bekommen die Freiwilligen Kost und Logis frei Haus.
Die Bewerber für Freiwilligenarbeit werden dabei in Potsdam wieder etwas älter. „Früher hatten wir viele 16- und 17-Jährige, die sich direkt nach dem Schulabschluss beworben haben“, so Petra Küchler. Mittlerweile sind die FSJ-ler meist zwischen 18 und 21 Jahren. K. Grimmer
K. Grimmer
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