Kultur: „ ...dein Freundlichkeit auch uns erschein“
Das Advents- und Weihnachtsliedersingen Potsdamer Kirchenchöre fand am 4. Advent zum 22. Mal in der Nikolaikirche statt
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Das Advents- und Weihnachtsliedersingen Potsdamer Kirchenchöre fand am 4. Advent zum 22. Mal in der Nikolaikirche statt Von Klaus Büstrin Mehrere hundert Sängerinnen und Sänger bevölkerten traditionsgemäß am 4. Advent den Altarraum und die drei Emporen der Nikolaikirche auf dem Potsdamer Alten Markt. Vor 22 Jahren – im Jahr der Wiedereröffnung des klassizistischen Kuppelbaus – hat der damalige Kantor Wolfram Iwer das Advents- und Weihnachtsliedersingen Potsdamer Kirchenchöre - egal welcher Konfession – ins Leben gerufen. Schnell hat diese Veranstaltung sich einen Namen gemacht. Der einstige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Ministerpräsidenten des Landes, Minister und Oberbürgermeister sowie Diplomaten gehörten zu den Gästen. Nikolaikantor Björn O. Wiede ist nun seit zehn Jahren verantwortlicher Organisator. Und nach wie vor sind die Eintrittskarten für die beiden Veranstaltungen schnell vergriffen. Fast 2000 Besucher füllten auch diesmal wohl die Nikolaikirche. Und in dieser vom Singen erfüllten Stunde, leuchtet auf, was seit zwei Jahrtausenden lebendig geblieben ist: der Glaube an das Wunder von Bethlehem. Die immer wieder unfassbare Botschaft wird durch die vielfältigen Lieder deutlich gemacht. Superintendent Bertram Althausen rief dann auch in seiner Ansprache auf, dem sehr verbreiteten Klagen ein froh machendes Singen entgegen zu setzen. Sechs Chöre waren in der zweiten Veranstaltung zu hören: der Chor der Auferstehungsgemeinde (Leitung: Susette Preißler), die Singschule Babelsberg (Leitung: Christa Bleyl), die Ökumenische Chorgemeinschaft Babelsberg (Leitung: Christian Deichstetter), die Kantorei St. Nikolai (Leitung: Björn O. Wiede), die Kantorei der Friedenskirche (Leitung: Matthias Jacob) sowie der Propsteichor St. Peter und Paul (Leitung: Andreas Zacher). Alle sechs Ensembles gaben den Auftakt mit „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ in einem Satz von Albert Thate. Von überall her klang dieser wunderbar tröstliche Aufruf, in dem es heißt „Ach, zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein“. Auch die große Gemeinde wurde eingeladen, mitzusingen. Neben den Chorsätzen alter Meister, die reichlich zu hören waren, kamen auch wieder Komponisten des 20. Jahrhunderts zu Wort. Da ist die Musica sacra oft progressiver, als man es oft in einem Konzertsaal erlebt. Bekannte Lieder in Bearbeitungen von Ernst Pepping, Hans Wolfgang Weber, Johannes Weyrauch, Wilhelm Weismann, Walther Hensel und Björn O. Wiede - natürlich in sehr gemäßigter moderner Tonsprache – waren zu vernehmen. Dann war da auch das „Pater noster“ des zeitgenössischen serbischen Tonsetzers Alsksander S.Vujic, das die Singschule mit sehr verinnerlichtem und auch expressiven Gestus sang – eine der eindrucksvollsten Darbietungen des Nachmittags. Schade, dass man nicht dieses Gebet am Schluss des Weihnachtsliedersingens sang. Dort hätte es liturgisch hingehört. Dann waren auch die Romantiker vertreten, diesmal verstärkt Chorwerke von Josef Gabriel Rheinberger. Die Kantorei der Friedenskirche und der Auferstehungsgemeindechor sangen mit Warmherzigkeit drei Sätze. Auch Peter Cornelius’ berühmtes Kunstlied „Drei Kön’ge wandern aus Morgenland“, bei dem der Choral „Wie schön leuchtete der Morgenstern“ unterlegt ist, stimmten Björn O. Wiede, der das Solo sang, und der Nikolaichor an. Ganz besonders fein gestimmt war das Singen des Propsteichores bei „Vom Himmel hoch, ihr Englein kommt“. Fröhlich und unverkrampft stimmte der Ökumenische Kirchenchor Andreas Hammerschmidts berühmte Motette „Machet die Tore weit“ an. Der Chor von St. Nikolai hatte daraufhin den durch seine lebendige Rhythmik sehr für sich einnehmenden Wiede-Satz „ Machet die Herzen weit und die Türen in der Welt hoch“ parat. Auch eine gute Tradition: Zum Schluss erklang der Quempas“ von Michael Praetorius, bei dem Chöre und die Zuhörer gemeinsam sangen:“ Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn“. Weihnachten wurde willkommen geheißen.
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