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Kultur: „... ich bin noch nicht am Ende“

Peter Kurgan malt am liebsten auf Lanzarote / Derzeit ist seine Kunst im Ristorante „Da Vinci“ zu sehen

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Peter Kurgan malt am liebsten auf Lanzarote / Derzeit ist seine Kunst im Ristorante „Da Vinci“ zu sehen Von Gerold Paul Im Entree des Restaurants „Da Vinci“ in der Dortustraße steht ein nicht gerade kleinformatiges Bild, eine aufgewühlte Wasserlandschaft. Der türkische Besitzer dieses „Italieners“ kaufte es dem Potsdamer Maler Peter Kurgan ab, doch ist kein Ort, es zu hängen. Was Wunder, dieses Lokal ist ja seit etwa fünf Jahren selbst eine Bildergalerie auf drei Ebenen. Alles voller Kunst. Die jetzige Exposition „Akt und Landschaft“ wollte Kurgan, der mit seiner Frau die "Galerie am See" und eine moderne Rahmenwerkstatt führt, mit der Caputher Malerin Oda Schielicke gestalten, weil sie aber kurzfristig absprang, wurde eine Personalausstellung daraus, auch mit Werken „aus dem Bestand“, eine von vielen in Potsdam, und in Berlin. Kein Problem, denn dieser Künstler scheint, per Fotokamera und Pinsel, von ungeheurer Produktivität zu sein. Hinter dem Tresen befindet sich die Fotomontage „Feuerbilder“, aufgenommen am heimischen Kamin, eine „Operette“ aus Tänzerinnen und anderen Gestalten, das Feuer heißt ja auch Leben; im Kellerabgang selbstgestaltete Plakate von erlesener Güte, auf der Galerie oben Malerei und Akt-Fotografien von zurückhaltender Ästhetik und dezenter Erotik. Überall Bilder, man glaubt sie eher dem Interieur als einer Verkaufs-Ausstellung zugehörig; nur einige, sagt Peter Kurgan, passten nicht hierher, wie die Ansichten vom Heiligen See, an denen er sich fast „totgemalt“ habe. Es sind ihrer zwei oder drei. Der Mann ist Autodidakt. Nach Lehrjahren eher technischer Art beim UbK stieg er 1995 in die Welt von Pinsel und Farbe ein. Mit seinen Potsdamer Lehrern wurde er allerdings nicht recht glücklich. Er suchte eher seine eigene Art jenseits des akademischen Malstils, und fand sie, nachdem er den Kameke-Nachlass aufgekauft hatte. Raumaufteilung, Form, vor allem dessen Farben haben es ihm angetan, und manches, wie das wunderbare Nordsee-Bild „Einsamkeit“ auf der Galerie, erinnert an ihn: Eine himmelweite Schlicklandschaft, darin eine schwarze Figur mit dem Gegenwind kämpft. Peter Kurgan will keinen eigenen Stil („Kameke malte 1910 ja auch anders als 1920“), trotzdem sucht er nach neuen Wegen. Was da an der Wand als lasierender „Hummer“ hängt und als Fisch auf dem Teller („Dumm gelaufen“), hat in seiner Farbensprache Einzigartiges. Bei aller Vorliebe für Acryl („das hochwertigste“) bevorzugt er Mischtechniken, er verbindet Farbe mit Ei, fixiert Bilder durch Hitze und Druck, so dass sich zum Beispiel ein Bauer mit Kiepe in etwas anderes wandelt, indes die Farben keramischen Ausdruck des Irdenen annehmen. Oder er schlemmt farbige Kreide auf, daraus Bilder entstehen, die man fast „riechen“ kann. Von César Manrique hat er gelernt, Farbe mit Erde, Schwefel und Asche der Insel zu vermengen, so ist ihr Ausdruck lebendige Erde. Lanzarote, Insel des Feuers und der 300 Vulkane, deren Signum ein Teufel mit Dreizack ist, hat es ihm angetan. Sein déjà vu. Der Bauer stammt von dort, dahin zog es den Künstler bisher über 40 Mal, Lanzarote, sein Wunsch und sein Traum. Seine Liebe. Dort standen ihm fremdländische Schönheiten für die Aktmalerei zur Verfügung, plastische Figürlichkeit voller Spannkraft, in oft kaltblauer Tönung und meist ohne Hintergrund, doch wenn man genauer schaut, ist manchmal etwas „dahinter“, der Teufel, eine Ziege – die Signa der Insel eben. „Ich bin noch nicht am Ende!“ Die ausgestellten Akt-Fotografien wirken gegen solche Anmut fast blass. Zeichnung und Grafik fehlen ganz, aber was ist das schon gegen das lebende Bild „Am Strand bei Lanzarote“. Peter Kurgan hat „die Ostsee“ geschildert, was zwei schöne „Ahrenshoop“-Bilder bezeugen, freie Sujets („der Pinsel lief wie von selbst“), nur Potsdam will ihm nicht von der Palette, es erscheint ihm wie „leergemalt“, weil alle dieselben Motive verwenden. Der Süden ist''s. Das Bild im Eingang von „Da Vinci“ zeigt diese sehr elementare Beziehung. In dieser wildbewegten Bucht wäre er beim Surfen im Sturm fast ertrunken. Liebe und Tod, Feuer und Wasser – die Insel, das ist elementar. Ob er lieber in Paris oder New York ausstellen würde? Auf Lanzarote! Klar, dort würde er auch am liebsten leben, wäre seine Frau nur nicht so „bodenständig“, aber Utopien sollte man ja niemals verwirklichen. Wo also Kellnerschürzen den Gast zum „carpe diem“ er-muntern, ist vieles zu entdecken, Geschichten existentieller Art, Bilder als Schmuck mancher Wände, das Werk eines begnadeten Autodidakten, dessen Element das Feuer ist: An „Da Vincis“ Tresen, beim Fixieren der Bilder im Ofen, bei den 300 Vulkanen. Alles vorerst ohne Ende. Ristorante „Da Vinci, Dortustraße 4

Gerold Paul

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