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Kultur: 1. Grafikmesse: Die Kunst gehört unter die Leute

Schweiss-Geruch pestete die Luft in der 1823 erbauten Schinkel-Halle, Künstler Rainer Fürstenberg hatte soeben die Träger seiner Schwebenden Skulptur, dem letzten 0„Fundstück“ der aktuellen Ausstellung, mit einem Brenner durchtrennt. Zugleich bereitete eine Berliner Firma schon den nächsten Höhepunkt vor, die „Potsdamer Grafikmesse Nr.

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Schweiss-Geruch pestete die Luft in der 1823 erbauten Schinkel-Halle, Künstler Rainer Fürstenberg hatte soeben die Träger seiner Schwebenden Skulptur, dem letzten 0„Fundstück“ der aktuellen Ausstellung, mit einem Brenner durchtrennt. Zugleich bereitete eine Berliner Firma schon den nächsten Höhepunkt vor, die „Potsdamer Grafikmesse Nr. 1“. Inmitten des emsigen Schaffens und unguter Gerüche war Pressetermin für den kulturellen Neuling, welcher am Freitag mit Glanz und Gloria begrüsst werden soll. Der Ministerpräsident wird sprechen, der OB und gar der letzte Kulturminister/Ost, Herbert Schirmer. Warum dieser übertriebene Aufwand? Martin Schmidt-Roßleben, für dessen Amt als „Beauftragten des Integrierten Kulturstandortes Schiffbauergasse“ ein guter Name noch zu finden wäre, verriet es mit Freude: Noch in diesem Jahr wird mit der Restaurierung dieser Halle, einst Heimstatt der königlichen Leibgarde, begonnen. Sie soll gesellschaftlichen, kulturellen, aber auch kommerziellen Zwecken dienen und sich schon 2005 finanziell selber tragen. Zugleich ist sie Bestandteil des Gesamtplanes Schiffbauergasse, und deshalb war man hocherfreut, als der Galerist Rainer Sperl die zusammen mit Andreas Zausch ertüftelte Idee, eine Grafikmesse zu organisieren, ins Rathaus trug. Mit seinem geflügelten Wort „Die Kunst gehört unter die Leute“ ist eigentlich alles gesagt. Es handelt sich einfach um eine gute Verkaufsidee, weithin ohne Konkurrenz, genau wie Schinkels Zweckbau. Er will wieder an die Kunst heranführen, nach einer konjunkturellen Flaute Sammelleidenschaften neu anfachen, Kunst verkaufen, klar. Beim Pilotprojekt am Wochenende zeigen 30 Künstler aus mehreren Bundesländern ihre Arbeiten, viele Namen aus Potsdam darunter. Man hofft auf die Neugier und guten Besuch. Sperl möchte eine Messe von Dauer. Obwohl die Stadt in Zukunft auf Mietzins nicht verzichten will, ist er optimistisch. Nach drei Versuchen wird man wissen, was dieser Plan überhaupt tauge. Diesmal wird das Waschhaus noch „den Strom ’rüberschieben“, „in vino“ macht die Versorgung. Der Eintritt frei. Auch im Rathaus träumt man von einer vielseitigen Nutzung der Kunsthalle – und mancherlei Einnahmen: Sie könnte Antiquitätenmessen und Firmenpräsentationen beherbergen, tänzerische Ereignisse. Auch Ausstellungen, diese jedoch, so Schmidt-Roßleben, „nicht ständig“. Trotzdem soll hier die „lange vernachlässigte bildende Kunst“ ein Zuhause bekommen, irgendwie. Auch Moritz van Dülmen hat solcher Pioniergeist längst ergriffen, er plant Grafikmessen schon mal für 2010 ein. Für Sperl und die Seinen klingt das fast wie eine Garantie: Geht der grosse Plan auf, so auch der kleine. Ein Copyright ist auch schon da: „Potsdamer Grafikmesse“. Gerold Paul Eröffnung am 17. September, 20 Uhr Samstag und Sonntag von 11 – 19 Uhr Schiffbauergasse

Gerold Paul

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