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Kultur: 1000 plus Eins

Das 14. Festival der Frauen beginnt am 6. Oktober

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Sie waren 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert: 1000 weltweit vernetzte Frauen. Sie haben ihn zwar nicht bekommen, ihre Stimmen erheben sie dennoch mit immer stärker werdendem Widerhall. Frieden ist für diese stetig wachsende Initiative mehr als die Abwesenheit von Krieg. Sie organisiert Solidaritätskampagnen für gefährdete Frauen, setzt sich für einen gesicherten Lebensunterhalt und ökologische Gerechtigkeit ein. Ab Mittwoch nächster Woche kommen diese Friedensfrauen nach Potsdam: Zur Eröffnung des 14. Festivals der Frauen in den Bahnhofspassagen. Sie werden dem Ereignis anlässlich 20 Jahre Frauenzentrum allerdings nicht persönlich ihre Aufwartung machen und die Hallen überrennen. Eine Ausstellung und der Film „1000 Frauen und ein Traum“ machen die Biografien der rastlosen Vorkämpferinnen anschaulich. Die Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann wird mit ihrer Fotoaktion „1000 + Eins“ nach Friedensfrauen in Potsdam Ausschau halten und sie mit ihrer Kamera festhalten.

Für mehr Frauenrechte erhebt auch Lamya Kaddor ihre Stimme. Mit ihrem Buch „Muslimisch – weiblich – deutsch!“ setzte die „Berufsmuslimin“ eine Diskussion in Gang, die vor allem gegen religiöse Hardliner zu Felde zieht und die bisher schweigende Mehrheit der deutschen Muslime wachrütteln möchte. Wenn die Religionspädagogin und Islamwissenschaftlerin am 7. Oktober in Potsdam aus ihrem Buch liest, tut sie das ohne Kopftuch. Für sie hat sich der eigentliche Sinn des Verhüllens überholt: „Den Schutz meiner körperlichen Unversehrtheit übernehmen heute in Deutschland Recht und Gesetz.“ Wie die Organisatorin der Frauenkulturtage, Sandra Kitzrow, gestern in einem Pressegespräch sagte, sei es schwierig gewesen, überhaupt eine muslimische Autorin zu gewinnen. „Die meisten stehen unter Polizeischutz und dürfen nicht öffentlich lesen.“ Die 32-jährige Lamya Kaddor, Tochter frommer arabischer Einwander in Deutschland, stellt sich mutig vor die Frauen, die wie sie selbstbestimmt leben wollen. Nach ihrer Ansicht befinden sich die Muslime in Deutschland in einer Sackgasse, da sie die Meinungsführerschaft einer „fundamentalistischen Minderheit“ überlassen haben. Das sicher spannende Gespräch mit ihr, moderiert von Germanistin Elke Liebs, findet im Café 11-line statt – wie alle Veranstaltungen des Festivals an „fremdem“ Ort. Hoffentlich zum letzten Mal, betont Sandra Kitzrow. Denn das Frauenzentrum ist auf der Suche nach einer neuen Bleibe, da ihr Domizil am Luisenplatz ab Januar saniert und von der Stadt verkauft wird. Für die geschützten Wohnungen des Frauenhauses, die derzeit mit unter ihrem Dach sind, wurde bereits eine neue Adresse gefunden.

Auch das ein Grund zum Feiern, was die Frauen ausgiebig bei einem Flamencoabend im „Quendel“ am 8. Oktober sowie zum Festivalabschluss am 9. Oktober im Nikolaisaal-Foyer tun werden. Dazu wird „Raffinierter Zucka“ in Form von Pop, Jazz, Swing und Latin gereicht. Und als Zugabe zu den zuckersüßen Acapella-Arrangements gibt es eine Hula-Hoop Performance von der Australierin Ste Panka, die auch die Hüften der Besucher in Bewegung bringen möchte. Denn um Frieden zu stiften, sollten Geist und auch Körper in Schwung bleiben. Heidi Jäger

Das gesamte Programm unter:

www.primadonna-potsdam.de

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