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Kultur: 15 Minuten Dominanz

Junge Tänzer aus Potsdam und Berlin zeigen ihr Können bei „oxy and friends“ im T-Werk

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Es ist das dritte Stück, in dem sie zusammen auftreten. Allein jedoch haben die beiden noch nie auf der Bühne gestanden. Helen Bauer und Liam Wustrack, Nachwuchstänzer an der Oxymoron Dance Company vom Waschhaus, treten jetzt bei „oxy and friends“ im T-Werk auf. Die Show ist eine Art Werkschau, ein Jahresabschluss der Potsdamer Tanzkompanie in der Schiffbauergasse, bereits zum fünften Mal werden im Dezember eigene und Gastproduktionen gezeigt. Oxymoron-Chefin Anja Kozik geht es dabei vor allem darum, die Akteure zu ermutigen, eigene Werke zu inszenieren und zu zeigen.

Aus zwölf Bewerbern konnte Kozik dieses Jahr auswählen, sechs Produktionen werden nun gezeigt. Neben den jungen Potsdamer Tänzern sind diesmal auch prominente Gäste dabei: Die Berliner „M.I.K.Family“, fünf junge Männer aus Ghana, schaffte es im Sommer ins Finale der TV-Show „Got to Dance“ und belegte den 10. Platz. Jetzt treten die Tänzer, von denen zwei schon früher für Oxymoron tanzten oder arbeiteten, als Headliner in der Show in Potsdam auf. Sie zeigen ihre Version von Streetdance, eine Freestyle-Mischung aus HipHop, Breakdance und Streetdance, das sogenannte Krumping. Entstanden ist das in den letzten Jahren in den USA, wo häufig im Freien und auf der Straße getanzt wird, oft als Dance-Battle, bei dem auch die Zuschauer einbezogen werden. Für die „Monsters in Krump“, kurz „M. I. K.“, ist ihr kraftvoller Stil eine Offenbarung verborgener, innerer Kräfte, eine Art Selbstentfaltung. Das Battle findet diesmal im T-Werk statt: Traditionell darf das Publikum nach der Show seinen Favoriten wählen. „Der Applaus entscheidet“, sagt Kozik.

Helen Bauer und Liam Wustrack stehen noch am Anfang einer möglichen Tänzer-Karriere. Die Jugendlichen der „oxy young generation“ trainieren seit Jahren in der Waschhaus-Dance-Company, und beide könnten sich eine berufliche Laufbahn mit Tanz vorstellen. Der 16-jährige Liam Wustrack plant konkret, sich der Eignungsprüfung für die Ausbildung zum Bühnentänzer zu stellen. Und auch die 18-jährige Helen Bauer will sich nach dem Abitur in Richtung Tanz orientieren.

Derzeit proben sie intensiv – und das seit dem Sommer – für ihre erste Choreografie, in der sie allein auf der Bühne stehen. Das ist anstrengend, 15 Minuten das Geschehen zu beherrschen, immer präsent, immer dominant zu sein. Ihre Energie müssen sich die beiden dabei einteilen, schon kleine Ruhephasen von wenigen Sekunden sind dann hilfreich, sagt Helen Bauer.

Viel wichtiger ist es, sagt Anja Kozik, zu lernen, sich komplett aufeinander einzulassen, zu entdecken, was geht – und diese Verbindung über eine Zeitspanne zu halten. Und auch in dem Stück geht es um die Suche zweier junger Menschen nach einem Lebensziel und nach einem Weg dorthin. Es geht um die Frage, ob man noch Träume hat – und ob sich die beiden trotz unterschiedlicher Auffassungen und Vorstellungen vom Leben gemeinsam auf einen Weg machen können.

Als Bühnenbild dient ein langer Tisch, der zum Laufsteg wird. Regungslos sitzen sich die Tänzer, jeder mit einem Jutebeutel ausgestattet, dort zunächst gegenüber, vier Meter trennen sie. Dann wird der Tisch zur Bühne, die beiden Tänzer steigen abwechselnd hinauf, nutzen die verschiedenen Ebenen, oben und unten. Sie umkreisen den Tisch, beobachten sich gegenseitig. Zu elektronischer Musik von Christoph Kozik loten sie die verschiedenen Möglichkeiten aus, zueinander in Beziehung zu treten.

Genius Crew ist eine Breakdance-Gruppe aus Berlin – und wird auch bei „oxy & friends“ auftreten. Die drei aus Berlin und Potsdam haben bereits mehrere Preise kassiert, zu sehen waren sie in Varieté-Theatern, im Zirkus Roncalli, im Ausland – von Österreich bis nach Südkorea. Ihre siebenminütige Breakdance-Show ist ein Crossover aus Akrobatik und Hip Hop.

Ganz anders das Duo Pulse: Vera Köppen zeigt eine zeitgenössische Variante des Flamenco, kombiniert dabei Tanz und Percussion und wird begleitet von Jella Großmann, einer klassischen Jazz- und Elektro-Kontrabassistin. „Anchor“, zu deutsch Anker, heißt die Performance von Hong Nguyen Thai. Der gebürtige Vietnamese gehört zur Gruppe Lyrical Bboy, die eine Tanzform mit Ursprüngen im sogenannten Bboying, einer frühen Urform des Breakdance, entwickelt hat. In dem zwölf-minütigen Stück zeigt Hong Nguyen Thai ein urbanes und gleichzeitig ästhetisches Schauspiel „über das Suchen und Finden der reinen Zufriedenheit“.

Und noch ein Tänzer und Dozent von Oxymoron tritt auf: Timo Draheim hat mit Jörg Schiebe, Schauspieler und Regisseur aus Berlin, die Produktion „under pressure“ entwickelt: ein Exkurs über Bewegungsfreiheit, die Freiheit der Entscheidung – und die tänzerischen Möglichkeiten, diese Freiheit zu erkunden. Steffi Pyanoe

Diesen Freitag und Samstag im T-Werk in der Schiffbauergasse, jeweils um 20 Uhr. Die Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro

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