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Kultur: „Adel verpflichtet“: Kratzer am Klischee gewollt In Groß Glienicke ab heute eine Festwoche zu Ehren der Ribbecks

Ribbeck ist mehr als Birnbaumidyll und alter märkischer Adel. Auch wenn das Fontane-Gedicht des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland unverändert präsent durch aller Köpfe spukt und das Ribbeck-Bild bis heute sehr eindimensional erscheinen lässt.

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Ribbeck ist mehr als Birnbaumidyll und alter märkischer Adel. Auch wenn das Fontane-Gedicht des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland unverändert präsent durch aller Köpfe spukt und das Ribbeck-Bild bis heute sehr eindimensional erscheinen lässt. Doch muss dies nicht so bleiben. Eine am Wochenende in Groß Glienicke beginnende Festwoche den von Ribbecks zu Ehren könnte dazu angetan sein, das überkommene Ribbeck-Klischee ein wenig ins Wanken zu bringen. Dreh- und Angelpunkt der Festtage wird Hans Georg III. von Ribbeck (1639-1703) sein, der seinerzeit Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron in Groß Glienicke war. Sein Todestag, der sich am 5. Dezember zum 300. Mal jährt, ist für die Kirchengemeinde Groß Glienickes willkommener Anlass, sein Andenken mit allerlei unterhaltsamen und interessanten Veranstaltungen zu zelebrieren. Einer der Höhepunkte der Festwoche, die heute Mittag mit einem Gemeindefest in und um die Kirche eröffnet wird, ist am Sonntag Nachmittag ein Kolloquium, das frei nach dem Motto „Adel verpflichtet“ dazu einlädt, sich über die Geschichte und Bedeutung des märkischen Adels auszutauschen. Ausgehend von der Person Hans Georg III. von Ribbeck und seiner Familie, die es in verschiedenen Fachvorträgen zu beleuchten gilt, wird nicht nur das Geschlecht derer von Ribbeck, sondern auch allgemein die Lebenswelt des märkischen Landadels in der Zeit um 1700 im Mittelpunkt des Interesses stehen. In Zusammenarbeit mit dem Germanistischen Institut der Universität Potsdam stehen nach der Begrüßung durch die Initiatoren des Kolloquiums, Pfarrer Dr. Bernhard Schmidt und Prof. Dr. Kiesant vom Germanistischen Institut, verschiedene Kurzvorträge auf dem Programm, die nicht nur für Fachleute, sondern ebenso so sehr auch für ein breites Publikum viel Wissenswertes bereithalten dürften. Für nicht wenige könnte es zum Beispiel eine Neuigkeit sein, dass es seit dem 16. Jahrhundert neben den durch Fontane berühmt gewordenen Ribbecker Ribbecks die historisch im Grunde bedeutenderen Glienicker Ribbecks gab. Nachdem Georg von Ribbeck (1523-1593) die sogenannte Glienicker (osthavelländische) Linie begründet und dieser zu viel Macht und Ansehen verholfen hatte, konnten die nachfolgenden Generationen noch bis 1788 ihre Stellung auf dem Rittergut Glienicke, damals Stammsitz der Familie im Osthavelland, behaupten. Hans Georg III. von Ribbeck hat als Mitglied dieser im Osthavelland einst einflussreichen Familie die meisten und vor allem sichtbarsten Spuren hinterlassen. Das 1707 gestiftete überlebensgroße Epitaph in der Glienicker Kirche, das Hans Georg von Ribbeck als imposanten Domdechanten zeigt, verströmt bis heute etwas von dem Charisma, das den Landschaftsdirektor, Kreiskommissar des Havelländischen Kreises, Domdechanten des Domstifts zu Brandenburg und Erbherr auf Glienicke, Dyrotz, Seegefeld, Dallgow und Hoppenrade Zeit seines Lebens umgab. Der fromme und ehrenwerte Herr muss ein überaus hohes Ansehen genossen haben. Dies legen allein die zahlreichen Gedächtnisschriften, Leichenpredigten, Trost- und Trauergedichte nahe, die unmittelbar nach seinem Tod und aus Anlass seiner feierlichen Beisetzung am 23. Januar 1704 in der Familiengruft der Groß Glienicker Kirche entstanden. Die im Ursprung mittelalterliche Kirche, die durch den Domdechanten in den Jahren zwischen 1679 und 1684 im barocken Stil ausgebaut und ausgestattet wurde, ist ein wahres Kleinod an Glienicker Ribbeck-Geschichte. Sie gehört zu den ganz wenigen märkischen Kirchen, deren Ausstattung sich bis heute vollständig erhalten hat. Allein dies macht einen Abstecher nach Groß Glienicke zu einem lohnenden Erlebnis. Die nächsten Wochen sind ganz besonders zu einen Ausflug in die Kirche angetan. Bis Ende Oktober wird dort eine Ausstellung zu besichtigen sein, die mit zahlreichen Texten, Bildern und Karten die Vergangenheit Groß Glienickes mit seinem Rittergut, Herrenhaus und sonstigen Histörchen lebendig werden lässt. Die erste Möglichkeit einer Besichtigung von Kirche und Ausstellung wird am Samstag Nachmittag im Rahmen des Gemeindefestes bestehen. Die Öffnungszeiten der Kirche sowie weitere Highlights der Festwoche, die am 5. Oktober mit einem Festgottesdienst um 9.30 Uhr und einem Konzertabend mit dem Vokalensemble amarcord (Beginn: 20 Uhr) ihren feierlichen Abschluss findet, sind direkt über die Kirchengemeinde zu erfragen (Tel. 033201-31247 sowie im Internet: http://Kirche.Grossglienicke.de).Almut Andreae

Almut Andreae

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