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Kultur: Adelsschlag für Kammerakademie in Luzern
Drei Konzerte innerhalb von 24 Stunden in der Schweiz, in Potsdam Proben für die Winteroper und die finanziellen Sorgen
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Derartige Lobeshymnen auf die Kammerakademie verwundern dann doch. Natürlich gehört es zu den Aufgaben von Frauke Roth, immer wieder über die hervorragende Arbeit des Potsdamer Orchesters zu sprechen. Doch wer die Geschäftsführerin der Kammerakademie kennt, weiß, dass sie dies sonst mit einer gewissen Sachlichkeit tut, aus der die Gewissheit spricht, dass die Musiker in diesem Ensemble seit Jahren schon für höchste Qualität stehen. Und wer regelmäßig die zahlreichen Konzerte besucht, kann ihr da nur Recht geben. Doch an diesem Dienstagvormittag gerät Frauke Roth regelrecht ins Schwärmen.
„Das ist wie ein Rausch, ich bekam regelrecht Gänsehaut“, sagte Frauke Roth, als sie von drei Konzerten der Kammerakademie auf ihrem Kurztrip in die Schweiz berichtet. Ein Konzert in St. Gallen und zwei Konzerte in Luzern im dortigen als Kultur- und Kongresszentrum bezeichneten Konzertsaal. Drei Konzerte also, aber die innerhalb von 24 Stunden unter dem Dirigat von Michael Sanderling, der von 2006 bis 2010 künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Kammerakademie war und nun neuer Chefdirigent der Dresdener Philharmonie wird (PNN berichteten). Als Solist war mit Albrecht Mayer auf der Oboe ein alter Bekannter der Kammerakademie dabei. Vor gut 3500 Zuschauern haben die Musiker aus Potsdam in St. Gallen und Luzern gespielt. Unbestrittene Höhepunkte waren die beiden Konzerte in Luzern.
„Ich habe unser Orchester schon in vielen Konzertsälen gehört. Aber das Kultur- und Kongresszentrum in Luzern ist ein Weltklassesaal, wie ich ihn noch nicht erlebt habe“, so Frauke Roth. Eine Akustik, die den Klang der Kammerakademie regelrecht geadelt habe. Im zehnten Jahr der Kammerakademie waren diese beiden Konzerte in Luzern, die ihr immer wieder Gänsehaut bescherten, Ausdruck genug, dass sich all die Arbeit und der Idealismus wirklich gelohnt haben. Doch ein Ausruhen auf diesem Erfolg ist zurzeit nicht möglich. Und auch auf die entsprechende Anerkennung und damit verbundene Unterstützung wartet die Kammerakademie seit Jahren vergeblich.
Am Montag ist das Orchester aus der Schweiz zurückgekehrt. Und schon am gestrigen Dienstag saßen die Musiker schon wieder im Schlosstheater auf der Bühne, um für die Premiere der Winteroper am 5. November zu proben. Daneben finden noch Workshops zur Winteroper nicht nur an Potsdamer Schulen statt. „Für unsere Jugendarbeit werden wir auch vom Land gefördert“, sagte Frauke Roth. Und darum sei es der Kammerakademie auch wichtig, bestimmte Workshops auch in Schulen im Land durchzuführen. „Die Nachfrage danach ist enorm, der können wir in keiner Weise nachkommen.“ Die Arbeit an den Schulen sei letztendlich nur ein Beispiel für das, was bei entsprechender Unterstützung möglich ist. „Und diese Jugend- und Kinderarbeit wird von Musikern noch neben dem üblichen Konzert- und Aufnahmebetrieb geleistet.“
Die Frage, ob sich an der ohnehin schon schwierigen finanziellen Situation für die Kammerakademie etwas verändert hat oder ob Verbesserung in Aussicht gestellt sei, beantwortet Frauke Roth mit einem Kopfschütteln. Ob von Stadt oder Land, mit einer so notwendigen Erhöhung der Förderung sei nicht zu rechnen. Trotzdem wird die Kammerakademie auch in Zukunft für höchste Qualität stehen. Auch wenn das, wie in den Jahren zuvor, auch weiterhin durch rücksichtslose Selbstausbeutung geschehen wird. Die Frage, die sich aber nicht nur Frauke Roth stellt, ist, wie lange diese selbstlose Leidenschaft noch möglich ist. Dirk Becker
Dirk Becker
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