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Von Almut Andreae: Alle in einem Boot

Die Potsdamer Kunstgenossen machen nun in den Bahnhofspassagen mobil

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Blaue Kühe, Später Herbst, Zigeuner, Exploaded Head und Vincent vor einem Rembrandt – so die Titel der Bilder. Was an Malerei aktuell im temporären Ausstellungsraum des Vereins „300 Jahre Preußen“ in den Bahnhofspassagen zu sehen ist, könnte kaum unterschiedlicher sein. Fünf Künstler aus Russland, Holland und Deutschland sind in der Schau mit jeweils vier Arbeiten paritätisch vertreten. So verschiedenartig ihre Herkunft, so sehr streben auch ihre Bilder qualitativ zum Teil weit auseinander.

Den Potsdamern bereits durch mehrfache Ausstellungsbeteiligungen geläufig ist der Niederländer Menno Veldhuis. Mit seinen expressiven Bildern sorgt der temperamentvolle Maler in der hiesigen Kunstszene immer wieder für Aufmerksamkeit. In der noch bis Heiligabend zu sehenden Ausstellung „Kunst auf Reisen“ im Potsdamer Bahnhof hat sich Veldhuis mit Beispielen seiner Porträtmalerei eingebracht. Konzipiert und eingerichtet wurde die Gruppenschau durch die Malerin Jeanne Thiele. Von der gebürtigen Leipzigerin, die lange in Rotterdam studierte und lebte, erheischt vor allem ihr großformatiges Leinwandbild mit dem Titel „Master of puppets“ (Puppenspieler) Beachtung. Bei der Zusammenstellung der Ausstellung ging es Jeanne Thiele weniger darum, unter allen Umständen einen gemeinsamen Nenner zwischen den Malern herzustellen. Das verbindende Thema deutet sich eher im Titel der Ausstellung an. So wie für die tagtäglich vorbeieilenden Bahnhofs-Passanten ist Potsdam auch für die hier gezeigten Künstler eine kürzere oder längere Zwischenstation.

In Potsdam sind sie dabei nicht ganz allein auf sich gestellt, nachdem sich vor genau einem Jahr der gemeinnützige Verein „Potsdamer Kunstgenossen“ auf Initiative von Peter Döbber und Vivianne Schnurbusch gegründet hat. Vivianne Schnurbusch ist Vorsitzende des Vereins und Ansprechpartnerin an erster Stelle. Knapp fünfzig Künstler und Kunsthandwerker sind bislang dem Verein beigetreten. Die Idee, in Potsdam einen Selbsthilfeverein für Künstler zu etablieren, war aufgrund der langjährigen Erfahrung mit einem MAE-Projekt entstanden, das sich an Künstler mit Wohnsitz in Potsdam richtet. Sehr häufig hatte es den Betroffenen im Alg2-Bezug am notwendigen Know-How in Bezug auf Vermarktung, Buchhaltung, organisatorische und rechtliche Fragen gefehlt. Hier tauchte das Genossenschafts-Modell wie ein Leuchtturm am Horizont auf.

Noch sind die erforderlichen Voraussetzungen für die Gründung der angestrebten Künstlergenossenschaft nicht erfüllt. Schnittstellengespräche zwischen der PAGA, der LASA und der Potsdamer Stadtverwaltung begleiten das hoffnungsvolle Projekt. Es steht allen offen, die im künstlerischen Sinne gewerblich tätig sind. Neben bildenden Künstlern haben sich bisher Musiker, Schauspieler, Puppenspieler, Schriftsteller, Fotografen und Mediendesigner dem Verein angeschlossen. Hier ist jeder willkommen, der sich nach seinen Möglichkeiten in die Verwirklichung des Genossenschafts-Modells aktiv einbringt. Das Konzept der „Potsdamer Kunstgenossen“ zielt darauf ab, Kunst und Gewerbe miteinander zu verknüpfen.

Ein Markstein auf diesem Weg ist der Schritt des noch jungen Vereins in die Öffentlichkeit. Vom Vereinsbüro aus wird intensiv nach einem geeigneten Ort für die Einrichtung von gewerblichen Räumen, Ateliers, Werkstätten, Proberäumen und einem Künstlercafé gesucht. Derweil hat sich für die Gruppenschau „Kunst auf Reisen“ bereits Nachwuchs angekündigt. Nun wurde zwischenzeitlich unter dem Motto „Kunst und Migration in Brandenburg“ von der Landesintegrationsbeauftragten Karin Weiss eine Ausstellung in der Ausstellung eröffnet. Die erweiterte Präsentation richtet ihren Fokus auf die Situation von Künstlern in Brandenburg mit Migrationshintergrund.

Bis 24. Dezember in den Bahnhofspassagen: Di-So 13-18 Uhr. Weitere Informationen: www.potsdamer-kunstgenossen.de und Tel. 0331/2016516.

Almut Andreae

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