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Kultur: Alles in mühevoller Handarbeit

HFF stellt Hirschmeiers Szenenbilder aus

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Der Weg vom ersten Gedanken, der ersten Idee hin zur Geschichte, zum Drehbuch, zum fertigen Film, ist ein langer. Zahlreiche Köpfe und ebenso zahlreiche Hände arbeiten an einem Film, bis dieser dann endlich im Kinosaal zu sehen ist. Einer der kreativsten und produktivsten Künstler in diesem Prozess bei der Defa, Alfred Hirschmeier, wird derzeit in der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) mit einer Ausstellung geehrt.

Hirschmeier war Chef-Szenenbildner der Defa, dem volkseigenen Filmstudio der DDR, und gründete 1990 den Studiengang Szenografie an der HFF. An der Hochschule lehrte er den angehenden Szenenbildnern die Kunst der Inszenierung im Raum und Bild. Sein erster eigenständiger Film als Szenenbildner war „Junges Gemüse“ (1956). Auch an ausländischen Produktionen, die in den Babelsberger Studios gedreht wurden, wirkte er mit. In seiner 40-jährigen Tätigkeit bei Film und Fernsehen entstanden so mehr als hunderte Collagen, Skizzen, Aquarelle, optische Drehbücher und Bau- und Detailzeichnungen. Am 19. März wäre Hirschmeier, der 1996 verstorben ist, 80 Jahre alt geworden.

Die HFF stellt nun zahlreiche Originalentwürfe zu seinen Defa-Filmen aus. Es sind unter anderem Auszüge des 363-seitigen Originaldrehbuchs des Films „Der geteilte Himmel“ (1963) zu sehen. Agi Dawaachu, Dozent der HFF, musste alle Seiten einzeln digitalisieren, um sie präsentieren zu können. Dawaachu war einer der ersten Szenografie-Studenten und hat jahrelang eng mit Hirschmeier zusammen gearbeitet. Und so kam er in den Besitz der Originaldrehbücher und Zeichnungen von Hirschmeier. Weitere Arbeiten sind im Archiv des Filmmuseums gelagert.

Die ausgestellten Szenenfotos und -skizzen geben einen kleinen Eindruck in die Arbeit eines Szenenbildners, der einen Film vom Bild her entwickelt. Das was man heute Storyboard nennt, war früher das optische Drehbuch. Fotografien mit Randnotizen, die Einstellungen und Regieanweisungen enthielten. Man sieht verschiedene Motive und Orte stimmungsvoll fotografiert, im Anschluss mit Pinsel verändert. Nichts von der digitalen Technik, der sich die Filmwelt heute bedient. Alles wurde in mühevoller Handarbeit angefertigt und vollendet. Für den Laien ist es oft nicht nachvollziehbar, wie viel Arbeit hinter einem Film steckt. Und auch nicht, wie getrickst wird. Da wurden schon mal Treppenstufen oder Bäume weiß bemalt, um einen gewissen Lichteffekt zu erzeugen. Oder Spanien nachgebaut, weil man eben nicht in Spanien drehen konnte. Die interessanten Einblicke in das spannende Werk des Szenografen Alfred Hirschmeier sind noch bis zum morgigen Samstag im Foyer der HFF, in der Marlene-Dietrich-Allee 11, zu sehen. Josefine Schummeck

Josefine Schummeck

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