Kultur: Alles muss stimmen
Kulturfeste Brandenburg warten mit 800 Veranstaltungen auf
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Natürlich schwebt über allem die Frage der Finanzierung. Und so warten die zahlreich angereisten Kulturvertreter im T-Werk vor allem auf die Worte von Kulturministerin Martina Münch, als die „Kulturfeste im Land Brandenburg“ gestern ihr attraktives Jahresprogramm vorstellten. „Ich kann nur Mut zusprechen, trotz unserer vorläufigen Haushaltsführung die Projekte anzugehen. Ich bin bemüht, Planungssicherheit zu garantieren“, versucht sie Zuversicht zu verbreiten. Doch nicht einmal für das erste Halbjahr haben bislang alle vom Land finanzierten Kultureinrichtungen einen Zuwendungsbescheid erhalten. „Wir stehen in der Warteschleife“, merkte auch Nils Niemann, der Dramaturg des Potsdamer Ensembles „I Confidenti“ an, das mit seinem Barocken Opernsommer neben der Ribbecker Sommernacht und dem Aequinox-Festival in der Siechenhauskapelle Neuruppin zu den drei Neulingen der „Kulturfeste“ gehört. I Confidenti wollen bereits am 7. Mai mit „Monsieur di Porsugnacco“, dem Liebhaber vom Lande, für handfesten Schabernack auf der Schlosstheater-Bühne in Potsdam und darüber hinaus in ländlichen Kirchen und Scheunen sorgen. Sie wissen sich damit in guter Tradition Friedrich II., der 1748 eine kleine italienische Truppe von Sängern und Pantomimen für sein Schlosstheater engagierte. Regelmäßig spielten sie Miniaturopern im Stile der Commedia dell’Arte, mit denen sie, wie Lessing schrieb „den ganzen Schauplatz vor Lachen außer sich“ setzten. So auch mit Molieres „Monsieur di Porsugnacco“.
Über 800 Einzelveranstaltungen von 67 Anbietern sind in dem Kulturfeste-Heft 2010 notiert: von Mariengesängen im Kloster Altfriedland bis zur Dvorak-Messe bei den Sommermusiken in Kloster Zinna. Zu 21 ausgewählten Ereignissen bietet die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH buchbare Kurzreisen an. „Durchaus bezahlbar“, wie Geschäftsführer Dieter Hütte betont, und als Beispiel einen Opernabend im Kloster Neuzelle mit Hotelübernachtung und Halbpension für 79 Euro anführt. Er appelliert im zweiten Jahr der Zusammenarbeit mit den Kulturfesten vor allem für einen noch besseren Service. Es gehe nicht nur um gute Veranstaltungen, auch das Drumherum, wie eine problemlose An- und Abreise, müssten stimmen. Dazu seien Partner aus Wirtschaft und Kultur ins Boot zu holen. Wo noch Defizite liegen, wird sicher auch eine Studie zum Kulturtourismus in Brandenburg, basierend auf Interviews mit 62 Veranstaltern, benennen, die in den nächsten Tagen dem Kulturministerium vorgelegt wird.
320 000 Gäste, 20 000 mehr als 2008, besuchten vergangenes Jahr bei einem gewachsenen Angebot die Kulturfeste. Die Zahl der Veranstalter sei etwa gleich geblieben, so Kulturfeste-Geschäftsführer Christoph Wichtmann. Er gehört zu den Glücklichen, die für das erste Halbjahr bereits einen Zuwendungsbescheid erhielten. „Im Januar war ich noch sehr nervös, das hat sich etwas in Optimismus verwandelt.“ Das kompakte handliche Kulturfeste-Programm, das in einer Auflage von 110 000 Exemplaren erschienen ist, kann auch über Internet bestellt oder heruntergeladen werden. Heidi Jäger
www.kulturfeste.de
Heidi JägerD
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