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Kultur: Als Potsdam Residenz wurde ...

Vortrag: Der Große Kurfürst als Feldherr – aber darin lag nicht seine eigentliche Größe

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Vortrag: Der Große Kurfürst als Feldherr – aber darin lag nicht seine eigentliche Größe In der Reihe Potsdamer Vorträge zur Militärgeschichte sprach Prof. Dr. Johannes Kunisch, Universität Köln, über den „Großen Kurfürsten als Feldherrn“. Anlass des Festvortrags war der 70. Geburtstag von Brigadegeneral a.D. Dr. Günter Roth. Roth, zu dessen Forschungsfeldern die frühneuzeitliche Geschichte Brandenburg-Preußens gehörte, hatte von 1985- 1995 das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr geleitet. In diese Zeit fällt der Umzug des Amtes von Freiburg i.B. nach Potsdam, wofür sich Roth stark engagierte. Prof. Kunisch, Vorsitzender der Preußischen Historischen Kommision in Berlin, handelte sein Thema am Kriegsjahr 1674/75 ab. Im Französisch-Holländischen Krieg stand der brandenburgische Kurfürst damals mit seinen Truppen in der antifranzösische Koalitionsarmee. Da die Entscheidungen aber von den eitlen und zerstrittenen Befehlshabern der einzelnen Kontingente gemeinsam getroffen werden mussten, blieben die Truppen gegen den Feldherrn Ludwigs XIV., Marschall Turenne, weitgehend erfolglos. Ganz anders das Bild, als Kurfürst Friedrich Wilhelm im Juni 1675 nach Brandenburg zurückzog, um die in sein Land eingefallenen Schweden zu vertreiben. Seine nun von ihm persönlich straff geführten Truppen errangen beeindruckende Siege, von denen vor allem die Schlacht bei Fehrbellin in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Diese Erfolge bestärkten den Herrscher in seiner Ansicht, dass „Allianzen zwar gut, die eigenen Kräfte aber noch besser“ seien. Kunisch wies nach, dass diese Maxime fortan nicht nur auf dem militärischen Feld galt. Neben der Einführung eines stehenden Heeres trieb Friedrich Wilhelm den Landesaubau voran, um die Wirtschaftskraft und das politische Gewicht Brandenburg-Preußens zu heben. Er führte (für die Landeskinder oft schmerzliche) Steuern und Abgaben ein, um den Staat zu finanzieren. Er reformierte die Verwaltung durch die Einführung zentraler Behörden. Herausragende Beispiele für diese Bemühungen sind die Ansiedlung der aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, der Erwerb afrikanischer Kolonien, der Bau des Oder-Elbe-Kanals, die Gründung der Universität Duisburg - und nicht zuletzt der Ausbau Potsdams zur zweiten Residenz. Die Leistungen als Feldherr, die seinem Land am Ende nur geringe Gebietsgewinne brachten, können nicht vorrangig der Grund sein, dem Kurfürsten den Beinamen der Große zu geben, hatte bereits in der Einführung zum Festvortrag MGFA-Amtschef Oberst Dr. Hans Ehlert erklärt. Auch war Friedrich Wilhelm keine charismatische Persönlichkeit und wegen seiner Steuerpolitik bei den meisten Untertanen unbeliebt. Seine Größe liege vielmehr in der Stabilisierung seiner Herrschaft und des Staates. Damit beschritt der Kurfürst den Weg, Brandenburg-Preußen aus der Abhängigkeit von den europäischen Großmächten herauszuführen, wie er dann von seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. konsequent weiter verfolgt wurde.

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