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Kultur: „Alta Musica“ musizierte Ungewohntes

Unsere europäische Musikgeschichte ist um ein Vielfaches reicher und farbiger als man sie gemeinhin in Konzertsälen und Kirchen vernimmt. Noch sehr selten, obwohl vor Jahren längst ihre Renaissance einsetzte, hat die Interpretation von Musik des Mittelalters und der Frührenaissance einen prominenten Stellenwert.

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Unsere europäische Musikgeschichte ist um ein Vielfaches reicher und farbiger als man sie gemeinhin in Konzertsälen und Kirchen vernimmt. Noch sehr selten, obwohl vor Jahren längst ihre Renaissance einsetzte, hat die Interpretation von Musik des Mittelalters und der Frührenaissance einen prominenten Stellenwert. Das mag daran liegen, dass ihre Lieder, Motetten oder Instrumentalstücke fast alle von Spezialensembles musiziert werden, von denen es nicht sehr viele gibt. Historische Instrumente und vor allem das Wissen um die richtige Aufführungspraxis sind für das öffentliche Konzertieren aber schließlich unerlässlich.

Das Ensemble Alta Musica aus Berlin beschäftigt sich schon seit 1985 vor allem mit Musik des 14. und 15. Jahrhunderts. Der Initiator Rainer Böhm ist heute noch prägender Musikant der Gruppe, die aus sechs Mitgliedern besteht, Sängerinnen und Instrumentalisten. In der Friedenskirche Sanssouci war am Samstag Alta Musica bei der Sommermusik zu Gast. Mit starken und scharfen Tönen, gespielt auf den Holzblasinstrumenten Schalmei und Pommer, gaben die Musiker den unüberhörbaren Auftakt. Dann folgte ein Programm mit Werken, das die Hörer ob ihrer ungewohnten Klanglichkeit und Formensprache zu faszinieren verstand. Doch es gab auch einige, die mit der Musik nichts anfangen konnten.

In der Tat, man musste sich in diese zumeist spröde Musik des 14. und 15. Jahrhunderts hineinhören. Kostbarkeiten aus Italien, Burgund, Spanien, darunter von Guillaume Dufay und Francesco Landini, zwei der bedeutendsten Komponisten jener Zeit, erklangen. Meditative Marienlieder verwoben mit zarten Liebesliedern, repräsentative Festmusiken, die an der herrschaftlichen Tafel oder zu Empfängen gespielt wurden, wechselten miteinander und kündeten musikalisch von einer Zeit, die sieben Jahhunderte zurück liegt.

Die Mitglieder von Alta Musica (Juliane Sprengel, Anja Simon, Rainer Böhm, Caroline Schneider, Dagmar Jaenicke, Hans-Jürgen Burggaller) widmen sich nicht nur mit Freude dieser Musik, sondern sie verstehen auch mit Sorgfalt, Klarheit und einem exzellenten Beherrschen der Singstimmen und Instrumente die Werke zu interpretieren. Am Schluss war der Beifall sehr groß. Klaus Büstrin

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