Kultur: Alte Rezepte mit Frischesiegel
Annette Frensemeier gab ihren zweiten Gesundheitskalender heraus / Zwölf Künstler halfen mit
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Annette Frensemeier gab ihren zweiten Gesundheitskalender heraus / Zwölf Künstler halfen mit Das Jahr ist noch in voller Blüte und schon wirft das nächste seine „Schatten“voraus. Die Kalender 2005 schmücken bereits einnehmend die Auslagen der Buchhandlungen und buhlen um Käufer. Auch Annette Frensemeier ist gerade auf Tour, um für ihr Produkt zu werben. Es ist ihr zweiter Kalender, und wieder ist er garniert mit Gesundheits-Tipps aus Omas Zeiten. Für das Frischesiegel sorgen ein Dutzend junger und junggebliebener Künstler unterschiedlichster Coleur. Für ihr 2004er Debüt erhielten Annette Frensemeier nebst Crew das Prädikat Bronze auf dem Internationalen Kalenderwettbewerb in Stuttgart, was ein gutes Unterpfand für die zweite Auslese sein dürfte. Anfangs hatte die künstlerische Leiterin des Jahresweisers die Idee, mit ihren frisch und frech daher kommenden Monatsblättern in den Apotheken Fuß zu fassen. „Dort gibt es doch meist nur die bekannten Kalender mit Motiven a la Spitzweg.“ Die Designerin wollte nunmehr mit einem unkonventionellen Duktus, der auch junge Leute anspricht, auftrumpfen. „Doch die Apotheken-Kalender kosten gerade mal 1,50 Euro.“ Dafür ließe sich kein Kalender ihrer Vorstellung produzieren. „Und auf ein größeres Risiko wollte sich kaum ein Apotheker einlassen. Alle stöhnten nur über die Gesundheitsreform.“ Da Annette Frensemeier die Künstler schon im Boot hatte, ließ sie dennoch nicht von ihrem Vorhaben ab. Sie ging wagemutig in Vorfinanzierung und hoffte nun auf einen regen Zuspruch in den Buchhandlungen. „Ich dachte, jeder würde mir so 50 Exemplare abnehmen. Doch weit gefehlt, mehr als fünf bis zehn Stück wollte niemand in Kommission nehmen. Also hätte ich ständig nachfragen müssen, ob jemand nachordern will. Ich war total blauäugig und hatte den Aufwand unterschätzt, zumal ich noch einen 40-Stunden-Job ,nebenher“ hatte“, so die Kommunikationsdesignerin, die vor vier Jahren an der Potsdamer Fachhochschule ihr Diplom machte und seitdem in Potsdam lebt und arbeitet. Vor allem sei sie mit ihrem Produkt viel zu spät auf den Markt gekommen. „Ein großes Problem hatte ich aber vor allem damit, wie schroff und herablassend mich manche Buchhändler bei meinen Nachfragen behandelten.“ Am Ende kam sie mit Plus-Minus-Null aus ihrem Kalender-Debüt. Die zwölf Künstler, die das Geschäftsrisiko mittrugen, gingen damit ebenfalls leer aus. Dennoch ist die Hälfte beim jetzigen zweiten Anlauf wieder vertreten. „Sogar mein ehemaliger FH-Professor Lex Drewinski ist diesmal dabei“, ist die Jungunternehmerin ganz stolz. Er zeichnete zum Thema Aids eine sehr klare Botschaft. Obwohl sie diesmal alles viel konzentrierter anging, musste die begeisterte Neu-Potsdamerin feststellen, wiederum zu spät durchgestartet zu sein. Ihre Hoffnung, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen, scheiterte jedenfalls. Da hätte ich die Arbeiten schon im Februar vorzeigen müssen.“ Dennoch ist sie zuversichtlich, diesmal mit Gewinn abzuschneiden und auch den Künstlern ein Honorar zahlen zu können. Unter dem großen Thema Prävention suchte sie erneut alte Rezepte aus. Da geht es um Hexenschuss, Magenbeschwerden, Sodbrennen, Krampfadern Jeder Künstler durfte sich „sein“ Thema auswählen und es ganz nach eigenem Gusto umsetzen. „Sicher werden wieder einige Anstoß nehmen, wie schon im vergangenen Jahr beim ,Durchfall“. Diesmal geht es aber schon aufgrund der Themen ,gesitteter“ zu.“ Keinesfalls wollte sie den Zensor spielen. Ausgewählt hat sie die Künstler ganz nach eigenem Geschmack. Wieder mit dabei ist Popart-Künstler Jim Avignon. Durch seine Empfehlung gehört nun auch Francois Chalet, der in der Schweiz lebt und durch seine „mtv“-Spots bekannt wurde, mit zur Crew. Er gestaltete das Cover. Eine Professur in den USA hat Christiane Grauert aus Leipzig, die sich u.a. durch Illustrationen zu Daniel-Charms-Texten einen Namen machte. Jetzt nahm sie sich des Themas Heuschnupfen an. Mit Maren Barber und Gordon Karau seien auch wieder Potsdamer vertreten. „Diesmal sind alle beteiligten Künstler durchweg Profis. Wohl auch durch den Festival-Preis sagten viele: ,Ja, wir wagen es mit“.“ Anfangs sei sie etwas geschockt gewesen, als sie von Käufern hörte, dass sich einige den Kalender ins Bad gleich neben dem Klo gehängt hätten „Das fand ich abwertend. Inzwischen denke ich: Es ist der Ort, wo viele ihre Medizinschränkchen haben und wo die Bilder lange betrachtet werden,“ baute sich die lebenstüchtige junge Frau humorvoll wieder auf. 2000 Exemplare gab sie dieses Jahr in Druck, 500 weniger als zur „Premiere“. „Damit gehe ich den sicheren Weg, Nachdrucken kann man immer noch. Es gibt jetzt auch einen Verlag, mit dem ich zusammenarbeite, die edition-sutstein, betrieben von Marie Cathleen Haff aus Potsdam. Wir helfen uns gegenseitig.“ Annette Frensemeier, die inzwischen gemeinsam mit zwei ehemaligen FH-Kommilitonen das Büro für Gestaltung „Riksha“ in Potsdam betreibt, schaut bereits auf 2006. Dann sollen es Schreibtischkalender werden, mit denen sie durch ein gesundes Jahr führen will. Doch jetzt heißt es erst einmal wieder Klinken putzen. Da gibt es natürlich Auftrieb, wenn Buchhändler sagen: „Schön dass es wieder einen neuen „Frensemeier“ gibt. Heidi Jäger Erhältlich in der Stiftungsbuchhandlung und ab Oktober bei Wist, für 12,50 €.
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