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Kultur: „Am Ende machst du doch mit“

23. Adventssingen Potsdamer Kirchenchöre in der Nikolaikirche / Hunderte Choristen dabei

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23. Adventssingen Potsdamer Kirchenchöre in der Nikolaikirche / Hunderte Choristen dabei Von Klaus Büstrin Das Weihnachtsfest hat zwei Seiten, eine Licht- und eine Schattenseite. Die Schattenseite des Festes besteht auch darin, dass sich gerade seine Lichterfülle an dem reibt, was es an Dunklem und Bösem unter uns gibt. Zur Lichtseite gehört wohl der unvergleichliche Zauber des Heiligabends. In den lassen wir uns trotz Zögern und Widerspruch immer wieder hineinziehen. „Mach was du willst“, meinte Martin Walser, „am Ende machst du doch mit.“ Und man kann es auch ruhig zugeben, bisweilen sogar von ganzem Herzen. Tausende Menschen wollen nämlich alljährlich die Musik mit ihrer ganz eigenen Stimmung hören, die in der Advents- und Weihnachtszeit überall erklingt, sagte Superintendent Bertram Althausen in seiner Ansprache am Nachmittag des 4. Advent in der St.Nikolai. Eingeladen wurde in das Gotteshaus zum Adventssingen von Kirchenchören Potsdams und des Umlandes. 1981 wurde es erstmals von dem damaligen Kantor von St. Nikolai, Wolfram Iwer, ins Leben gerufen, heute wird die Veranstaltung erfolgreich von Kantor Björn O. Wiede und dem Verein „Musik an St. Nikolai“ weiter geführt. Und somit fand am 4. Advent bereits das 23. Adventssingen in der übervollen Kirche auf dem Alten Markt statt. Ohne zwei Veranstaltungen kam auch 2005 das „Singen“ nicht aus, denn die Eintrittskarten sind Monate schon im Voraus ausverkauft. Insgesamt haben sich hunderte Sängerinnen und Sänger aus den evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinden für dieses Adventssingen vorbereitet. Für so manchen Chor ist der Auftritt am letzten Adventssonntag in der Nikolaikirche ein Höhepunkt. Mit Liebe und Engagement proben sie dafür, um den Hörern eine nachdenkliche und freudvolle Stunde zu bereiten – kein Konzert, sondern ein Gottesdienst, in dem das Singen das Sagen hat. In der ersten Veranstaltung waren dabei: Gospellight (Leitung: Sonja Ehmendörfer), die Kantoreien Werder und Caputh (Leitung: Christian Stolte), die Chöre der Evangelisch-Freikirchlichen und Evangelisch-Methodistischen Gemeinden Potsdam (Leitung: Manfred Krause), die Singschule Babelsberg (Leitung: Angela Hein), die Kantorei der Friedenskirche Sanssouci (Leitung: Matthias Jacob), der Kirchenchor St. Peter und Paul (Leitung: Andreas Zacher) und die Kantorei St. Nikolai (Leitung: Björn O. Wiede). Nachdem die Glocken ihre letzten Töne ausklingen ließen, wurde es im weiten Kirchenrund ganz still. Von fern hörte man den vierstimmigen Gesang des wohl innigsten Weihnachtsliedes, das je geschrieben wurde: „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius. Die Choristen zogen in den Altarraum und die Chöre von den Emporen stimmten in das Lied mit ein. Eine recht bunte Mischung von Gesängen wurde auch diesmal wieder geboten, alte und neue Sätze, alle sehr hörerfreundlich. Eine ganz neue Farbe bot „Gospellight“, ein Chor aus Babelsberg, mit einem frisch-fröhlichen und körperbetonten Singen. Erstmals stellten sich im großen Rahmen die Sängerknaben von St. Nikolai vor. Kantor Wiede hat in diesem Jahr begonnen, stimmbegabte Jungen um sich zu scharen, damit eine alte Tradition wieder lebendig wird: der Knabenchor der Nikolaikirche. Mit einem recht selbstbewussten Singen wussten die 15 Kinder zu überzeugen. Eine gute Hilfe waren ihnen die Töne des Bechstein-Flügels, der nun restauriert, wieder der Nikolai-Gemeinde dienen wird. Auch die Singschule Babelsberg war mit ihren gestandenen Sängerinnen (deren reine Intonation besonders hervorhebenswert ist) und den Anfängern dabei. Mit Gerd Watkinsons Satz „Die Sternsinger kommen“ wiesen sie bereits auf die Aktion nach den Feiertagen hin, wenn die Sternsinger wieder vor den Häusern um Gaben für notleidende Menschen bitten. Denn wie sagte Bertram Althausen in seiner Ansprache: „Denen, die nicht viel zu lachen haben, will Gott eine Weihnachtsfreude bereiten“.

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