Sie ist in Bewegung. Nicht nur auf ihrem Mifa-Klappfahrrad. Katrin Winkler sprudelt über und lächelt, wenn sie von ihrer neuen Arbeit spricht und Ideen in ihrem Kopf bewegt. Vor knapp einem Monat trat sie in die Fußstapfen von Anna Brömsel, die 16 Jahre die Kulturarbeit im Frauenzentrum leitete, sich aber jetzt wieder ihrer ursprünglichen Berufung, der eigenen Kunst, zuwendet.
Natürlich möchte Katrin Winkler bei allem Bekenntnis, die programmatische Linie fortzuschreiben, auch eigene Akzente setzen. Und dazu gehört für sie auch ein zugkräftiger Name, der hilft, die Schwellenangst für Besucher zu überwinden. „Viele wissen doch gar nicht, was sich alles hinter dem Begriff Frauenzentrum verbirgt und scheuen vielleicht auch deshalb den Zutritt.“ Da scheint der frische Blick von außen gerade richtig. „Die Kulturarbeit ist eine von fünf Säulen – neben Frauenhaus, Zufluchtswohnung für Frauen mit älteren Söhnen, Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Krisen- situationen und dem Mädchentreff ,Zimtzicken“.“ Bis zum Sommerfest hofft Katrin Winkler nun auf möglichst viele Namensvorschläge, die „frisch, pfiffig und weiblich“ diesem Veranstaltungsort für Kultur, Bildung und Kommunikation am Luisenplatz neuen Pep geben könnte. „Ich möchte gern, dass wir uns offener zeigen, vor allem auch junge Frauen anziehen“, so die Kulturmanagerin. Der Ort solle mehr ins Bewusstsein rücken. Und das nicht nur in Problemsituationen.
Erfahrung, wie man Dinge besser vermarktet, konnte sie als Freiberuflerin zu Genüge sammeln. Seit 2001 arbeitete sie bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, machte dort Führungen, organisierte die Lange Nacht der Museen mit und war auch in der Museumspädagogik dabei. „Doch immer, wenn ich merke, ich trete auf der Stelle, suche ich neue Herausforderungen“, so ihre Maxime.
Zum einen lockte sie die Festanstellung im Frauenzentrum, selbst wenn sie vorerst bis Jahresende begrenzt ist. „Vor allem aber kann ich hier etwas selbst gestalten.“ Dazu gehört das Fotoprojekt „Einblicke und Aussichten“, das Frauen zu ihren Lieblingsorten in Potsdam führen soll. Das Fotografieren sozusagen als Seelenöffner, denn Katrin Winkler hofft, dass die Frauen dabei über sich selbst ins Gespräch kommen. „Wo stehe ich in meinem Leben? Wo will ich hin? Was ist mein größter Wunsch? Was bedeutet für mich Glück?“ Fragen, auf die sie selbst nicht gleich die schnelle Antwort parat hat. Anders als bei ihren Lieblingsorten. Da nennt sie, ohne zu zögern, den Pfingstberg und den Park Charlottenhof. „Dort haben sich der König und Lenné wirklich ein Paradies geschaffen, wo die Sorgen abfallen.“
Die Fotos, die bei diesen 14-tägigen Treffs entstehen, sollen in einer Ausstellung münden, die zum Auftakt des nächsten Frauenkulturfestivals im Herbst gezeigt wird. „Frauenzimmer gestern – heute – morgen“ lautet der Titel dieser 11. Kulturtage und assoziiert wohl auch das Langzeitprojekt, das Katrin Winkler ebenfalls mit angestoßen hat: „Wir wollen regionale Frauengeschichte über Frauengeschichten aufspüren. Dabei werden wir nicht nur bei Wilhelmine und Luise verharren, sondern auch die Nichtadligen mit ihren Worten und Taten ,adeln“. Es gibt zwar bereits Bücher, die sich mit Frauenpersönlichkeiten der Region beschäftigten, aber die sind alle vergriffen.“ Nun hofft sie auch hier auf die Mitwirkung von Frauen aus der Stadt, um an spannende Biografien zu kommen.
Das Kontakte knüpfen falle ihr leicht, sagt sie und lächelt wiederum. „Ich habe mich in keiner Stadt so schnell Zuhause gefühlt wie in Potsdam“, so die quirlige Frau, die in Cottbus groß geworden ist, in Halle Germanistik und Anglistik studierte und danach eine Ausbildung als Buchhändlerin machte. „Ich habe gern in dem Beruf gearbeitet. Er war mir dann aber doch zu sehr auf den Verkauf fixiert.“ Um nicht im Gewohnten zu verharren, drückte sie noch einmal die Schulbank und machte ein Fernstudium in Erwachsenenqualifizierung.
Nach vielen Orts- und Berufsveränderungen habe sie nun ihren Traumjob gefunden. „Ich kann das, was ich gut beherrsche, anwenden.“ Das sei in erster Linie Organisieren, auf Menschen zugehen und wie sie hofft, diese auch zu mobilisieren. „Die Vielfalt der Arbeit kommt meinem Naturell sehr entgegen. Ich bin in Bewegung!“ Und schon radelt sie wieder davon.Heidi Jäger
Der nächste Fotoprojekt-Treff ist am 21. Mai um 18 Uhr am Frauenzentrum. Telefon: 0331-9679329.
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