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Derevo in „Ketzal II.“.

© fabrik/ Elena Yarovaya

Kultur: Anarchisches Chaos und Clownerie Derevo tanzt„Ketzal II. Noah’s Arch“ in „fabrik“

Nach dem Anfang ist alles weitere Werden, einem Ende entgegen. Dass diesem eine Chance auf Entwicklung inne wohnt, eine Chance auf Neues, wollen die Tänzer der Gruppe „Derevo“, russisch für Baum, zeigen.

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Nach dem Anfang ist alles weitere Werden, einem Ende entgegen. Dass diesem eine Chance auf Entwicklung inne wohnt, eine Chance auf Neues, wollen die Tänzer der Gruppe „Derevo“, russisch für Baum, zeigen. Ihr neues Stück, mit dem die fünf Russen aus St. Petersburg in Potsdam noch vor der offiziellen Premiere zu Gast sind, heißt nicht von ungefähr „Ketzal II. Noah’s Arch“. Der Mensch zwischen Endzeitstimmung und Rettung – die drei Tänzer und zwei Tänzerinnen zeigen hier, welche Kräfte dieser Spannung entspringen.

Anton Adassinsky, 1988 Begründer des Tanztheaterensembles „Derevo“, spielte erst kürzlich den Mephisto in Alexander Sokurows preisgekrönter neuen Verfilmung des Faust-Materials. Aus den Achtzigern kannte man ihn als Frontmann, Choreograf und Gitarrist des russischen Rocktheaters AVIA.

Die seit Jahren in Dresden ansässige Gruppe der Russen ist mittlerweile europaweit mit wechselnden Besetzungen auf namhaften Festivals zu Gast, vielfach wurde Derevo mit Kunstpreisen ausgezeichnet.

Adassinskys Markenzeichen – neben seiner fast schmerzhaft sehnigen, kaftvollen körperlichen Erscheinung, ist ein extrem physischer Tanzstil, spannungsgeladene Körperarbeit, ein anarchisches Chaos mit Elementen des japanischen Butoh-Theaters, aus Clownerie und Burleske. Die fünf Akteure ähneln einander, die rasierten Köpfe, die wechselnden Kostüme machen sie austauschbar, eine androgyne Masse. Starke Schminke bis hin zur Körperbemalung sowie eine Fülle von Requisiten oder gelegentliche Nacktheit werden als Stilmittel eingesetzt. Lichteffekte und teils laute Elektro-Musik vervollständigen das Bild. „Wenn wir richtig gut sind“, sagte Adassinsky einmal in einem Interview, „legt sich unsere Performance wie eine Wolkendecke über das Geschehen und verbindet, was unvereinbar schien“.

Mit den nach einem mexikanischen Federgott benannten Stücken Ketzal I und II wolle man an archetypische, menschliche Verhaltensweisen erinnern, an mythisches Erbe. Das erste Stück von 2005 fokussierte auf Entstehen und Schöpfung, im nun folgenden zweiten Teil geht es um das Danach, ein Ende und eine neue Chance.

Aufgrund der nachdrücklichen, teils verstörenden Bilder sei das Stück für Zuschauer unter 14 Jahren nicht zu empfehlen. Steffi Pyanoe

Voraufführungen in der fabrik, Schiffbauergasse am Freitag, dem 9. und Samstag, dem 10. März, jeweils 20 Uhr, Sonntag, 11. März, 16 Uhr, 4 bis 14 €

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