Kultur: „Arbeitslos war ich nie...“
Die Kunsthistorikerin Renate Bergerhoff erhält den diesjährigen Wilhelm-Foerster-Preis
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Die Kunsthistorikerin Renate Bergerhoff erhält den diesjährigen Wilhelm-Foerster-Preis Der diesjährige Wilhelm-Foerster-Preis geht an die Kunsthistorikerin Renate Bergerhoff. Das hat der Vorstand des Potsdamer URANIA-Vereins entschieden. Der Preis wird am 15. März verliehen, die Laudatio hält Bildungsminister Holger Rupprecht. Die 1935 in Oderberg geborene Märkerin war in der brandenburgischen Kunstszene schon lange ein Begriff, ehe sie im Jahr 1978 gelegentlich und seit 2000 intensiv für die URANIA tätig wurde. Nach dem Abitur in Bad Freienwalde und dem Studium der Kunstgeschichte an der Universität Greifswald kam sie 1957 nach Potsdam, wo sie sich bei den Staatlichen Schlössern und Gärten (heute Stiftung), besonders zur Kunst des 19. Jahrhunderts arbeitete. Die Erziehung ihrer zwischen 1959 und 1963 geborenen drei Kinder stellte Renate Bergerhoff über die berufliche Karriere. Bis 1975 war sie daneben freiberuflich tätig. In dieser Zeit machten sie Bücher über die Maler Caravaggio, Raffael und Tizian auch als Autorin bekannt. An der Fachschule für Werbung und Gestaltung unterrichtete sie angehende Restauratoren im Fach Kunstgeschichte. In der Öffentlichkeit bekannt wurde Renate Bergerhoff aber vor allem, nachdem sie 1978 am Potsdam-Museum als Bereichsleiterin die Galerie zeitgenössischer Kunst übernahm. Sammlung und Bewahrung des Bestandes sowie zahlreiche viel beachtete Ausstellungen, z.T. mit begleitenden Katalogen, Vorträge und Führungen gehörten zu ihren Aufgaben. Sie sammelte Werke von Künstlern der Region aus der Zeit von 1900 bis in die Gegenwart, aber auch aktuelle Malerei und Grafik aus dem Raum Berlin und Dresden, und stellte sie aus. Doch nach 13 Jahren verlor sie dieses Lieblingskind. Die potsdam-galerie am Staudenhof, gerade erst durch Ablösung vom Potsdam-Museum entstanden, fand 1992 durch Einsparmaßnahmen der Stadt ein jähes Ende. Die Sammlung kam ins Depot, Renate Bergerhoff verlor wie ihr sechsköpfiges Team die Arbeit. Doch „Arbeitslos war ich nie ...“, wie ein von ihr mitverfasstes Buch über ostdeutsche Künstlerschicksale nach der politischen „Wende“ überschrieben ist. Gerade diesen vom Zusammenbrechen und vom Wandel der Strukturen betroffenen Personenkreis, aus dem „keineswegs alle in der DDR-Zeit die Fahne geschwenkt haben“, hat sie seit zehn Jahren im Auftrag der Volkshochschule durch Atelierbesuche und -gespräche den Rezipienten nahe gebracht, immer auch auf der Suche nach Neuentdeckungen junger oder zugereister Künstler. Dazu gesellten sich unter anderem die Mitarbeit in der Kameke-Galerie und das 2002 erschienene Werkverzeichnis Egon von Kamekes, kunsthistorische Gutachten für private Eigentümer von Baudenkmalen, Vernissagen – und nicht zuletzt die Leitung von URANIA-Exkursionen. Themen und Orte reichen von Peter Paul Rubens und Flandern über Usedom und die Romantiker bis zu Albrecht Dürer in Wien oder einer Kunstreise in die Niederlande mit den Stationen Amsterdam, Haarlem und Otterlo. Bereits die erste Exkursion des Jahres 2005 zum Neubau des Museums der Bildenden Künste in Leipzig war derart stark nachgefragt, dass sie mehrfach wiederholt werden soll. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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