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Mit Schwein gedreht. Aron Lehmann (r.) und Golo Euler im Filmmuseum.

© MT

Der Kampf gegen die Schweinemühle: Aron Lehmann stellte den Film „Die letzte Sau“ vor

Der Huber hat es nicht leicht. Nicht nur, dass sein idyllischer Bauernhof durch die Großkonzernkonkurrenz kurz vor dem Bankrott steht und er keine Ahnung hat, wie er Nachbarbäuerin Birgit seine Liebe gestehen soll.

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Der Huber hat es nicht leicht. Nicht nur, dass sein idyllischer Bauernhof durch die Großkonzernkonkurrenz kurz vor dem Bankrott steht und er keine Ahnung hat, wie er Nachbarbäuerin Birgit seine Liebe gestehen soll. Nein, obendrein kracht auch noch ein Meteorit auf seinen Hof und zerstört den letzten Rest seiner kleinen Existenz. Der Plot von Aron Lehmans Film „Die letzte Sau“ klingt absurd – und genau das ist er auch. Dabei ist er allerdings auch so komisch und liebevoll inszeniert, dass das Anschauen großen Spaß macht. Am vergangenen Dienstag stellte der Regisseur und Filmuni-Babelsberg-Absolvent seinen Film gemeinsam mit Hauptdarsteller Golo Euler im Filmmuseum Potsdam vor.

Die Absurdität des Films, der sich irgendwo zwischen Tragikomödie, Roadmovie und Musical ansiedelt, war durchaus beabsichtigt, so Lehmann. „Das Leben ist schließlich auch nicht immer nur ein Genre und ich wollte alle Facetten abbilden.“ Die Geschichte rund um den existenzbedrohten Bauern, der als leicht vertrottelter Don Quixotte mit seiner letzten verblieben Sau durch die Provinz zieht, Masttiere befreit, piekfeine Ufergrundstücke erobert und eher unbeabsichtigt eine kleine Revolution anzettelt, beschäftigte ihn dabei schon lange. Bereits 2004 bewarb er sich mit einer verkürzten Version für sein Regiestudium in Potsdam. „Ich fand allerdings, dass die Geschichte noch nicht auserzählt war, deshalb habe ich diesen Film gemacht.“

Vor allem der sympathischen Darstellung von Golo Euler ist es zu verdanken, dass das Konzept von „Die letzte Sau“ gut funktioniert. Für die Darstellung des Bauern aus dem schwäbischen Speckbrodi hat er sogar extra Rieserisch gelernt. „Das ist ein Dialekt zwischen Bayrisch, Schwäbisch und Fränkisch“, erklärte Regisseur Lehmann, der selbst aus dem besagten Ort in Wechingen kommt, Rieserisch allerdings nur mittelmäßig beherrscht, wie er zugab. Und auch Euler, der unter anderem schon in Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ mitgewirkt hat, tat sich anfangs etwas schwer mit dem Lernen. „Unser Dialekt-Coach hat lange Zeit nur mit dem Kopf geschüttelt“, erzählte er lachend. Die Rolle war ihm besonders wichtig, da er sich damit für etwas Bedeutungsvolles einsetzen kann, wie er sagte. Denn bei aller Komik ist „Die letzte Sau“ auch ein gesellschaftskritischer Film. „Mir geht es darum, den Zuschauern wieder ins Bewusstsein zu rufen, wo das Fleisch im Supermarkt eigentlich herkommt“, sagte Lehmann.

Und so zeigt der Film, der am 29. September in die Kinos kommt, „liebevolle“ Schlachtszenen vom Kleinbauern, bei dem jedes Tier noch mit Respekt behandelt wird. Aber auch brutale Bilder, in denen kleine Ferkel in der Massenhaltung kurzerhand totgeschlagen und weggeworfen werden. Zu Vegetariern oder gar Veganern möchte der Regisseur allerdings niemanden erziehen. Es nütze schließlich gar nichts, wenn jemand kein Fleisch esse, aber die billige Milch bei Aldi kaufe. Vielmehr müsse sich insgesamt etwas am Konsumverhalten ändern. S. Kugler

S. Kugler

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