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Kultur: Auf Bestellung der Gräfin

Das Schlafzimmer von Königin Luise auf der Pfaueninsel hat seinen besonderen Kronleuchter wieder

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Das Schlafzimmer von Königin Luise auf der Pfaueninsel hat seinen besonderen Kronleuchter wieder Sie muss eine Frau mit gewissen ästhetischen Ansprüchen gewesen sein, Gräfin Lichtenau, eine der zahlreichen Geliebten von Friedrich Wilhelm II. Für sie ließ der König 1794 das wie eine mittelalterliche Ruine scheinende weiße Schloss auf der Pfaueninsel bauen. Das Innere wurde im romantisch exotischen Stil eingerichtet, die Gräfin selbst wählte Mobiliar aus. Zum Beispiel den böhmischen Kronleuchter mit den unzähligen geschliffenen Glasstücken, die in vier Stufen von der Decke herunterglitzern. Sie bestellte den filigranen Lichtspender für den Konversationsraum im ersten Geschoss, der später zu ihrem Schlafzimmer wurde. Doch kaum war das Liebesnest eingerichtet, verstarb der König und das Schloss ging an Friedrich Wilhelm III. und seine Frau, Königin Luise. Kurzerhand machte sie sich das Schlafzimmer zu eigen. Und mit ihm den schönen Leuchter. „Das edle Stück wurde gut gepflegt“, erzählte Käthe Klappenbach von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Als man ihn im März abnahm, stellte man fest, die Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen. Man ging davon aus, dass eine Restaurierung mindestens ein Jahr dauern würde. Doch der Leuchter war weniger defekt als erwartet. Deshalb reichten ein paar Monate, ihn wieder in Stand zu setzen. Gestern konnte das historische Objekt an seinen Platz zurückkehren. Unter dem Blitzlichtern von Pressekameras hievten Stiftungsmitarbeiter die 30 Kilogramm -Glaskunst mit einem Seilzug unter die Decke. Auch die Wiener Kunststudentin Eva Putzgruber half mit, sie war maßgeblich an der Restaurierung beteiligt. Nun glitzert der Leuchter wie eh und je: vom Staub befreit und unauffällig ausgebessert. Einer der gläsernen Halteringe war beschädigt gewesen, durch ein Einschussloch, das wahrscheinlich aus dem Zweiten Weltkrieg stammte, erklärte Käthe Klappenbach. Wie die Granatsplitter, die man in Wänden des Schlosses findet. Ganz komplett ist der Leuchter allerdings doch nicht mehr. Einige Glaskettchen sind abhanden gekommen. Sie hinterlassen kleine Lücken in der Glitzerwelt. Die sechs Kerzenhalter sind leer – so wie früher. Auch zu Luises Zeiten wurden die Leuchter nur bei Festen bestückt, Denn sogar für einen König waren Kerzen teuer. Die Stiftung ist im Besitz einer Sammlung von 1500 kunstvollen Leuchtern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die europaweit zu den größten zählt. Der böhmische Glasleuchter aus dem Schlafzimmer der Gräfin aber sei etwas ganz besonderes, sagte Käthe Klappenbach. Nicht nur, dass seine Glassteine in sehr hoher Qualität geschliffen sind. Auch war es der erste Leuchter aus Böhmen, den die Gräfin trotz eines Einfuhrverbotes geordert hatte: Das belegen Aktennotizen. Durch das Verbot sollten die Glashütten im eigenen Lande geschützt werden. Und tatsächlich. Die Bestellung war der Anfang des Untergangs der Zechliner Hütte. Die böhmische Firma, die einst den Leuchter hergestellt hat, ist bisher noch unbekannt. Marion Hartig

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