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Kultur: Auf der Suche nach der Wahrheit

„Das Prinzip Neugier“ im Filmmuseum

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Skins, Punks und Grufties holte er vor die Kamera. Roland Steiner erzählte in seinem Dokumentarfilm „Unsere Kinder“ (1989) von jugendlichen Randgruppen und griff damit ein Thema auf, das es offiziell in der DDR gar nicht geben durfte. So wurden alle Vergehen, die eine rechtsradikalen Hintergrund hatten, stets als Rowdy-Prozesse getarnt und hart bestraft. Doch Steiner verurteilte nicht, er versuchte zu ergründen, wo die Ursachen für den Extremismus lagen. In dem Buch „Das Prinzip Neugier – Defa-Dokumentarfilmer erzählen“, das am Donnerstag, dem 23. August um 18 Uhr, im Filmmuseum vorgestellt wird, erinnert sich Steiner noch einmal an diese dreijährige aufwühlende Arbeit, an sein Verständnis für die Jugendlichen, die oft zuerst alleingelassene verzweifelte Kinder waren, bevor sie ihren Hass gegen andere richteten.

Insgesamt 21 Dokumentarfilmer geben in dem von Ingrid Poss, Anne Richter und Christiane Müggenberger im Verlag Neues Leben herausgegeben Buch Auskunft. Über die schweren Anfänge und abenteuerlichen Arbeitsbedingungen der Nachkriegszeit, wie sie der kürzlich verstorbene Defa-Mitbegründer Kurt Maetzig erlebte. Oder über die unendliche Geschichte von 18 Schülern im Oderbruch in der Dokumentation „Die Kinder von Golzow“, die Winfried Junge in der ältesten Langzeitbeobachtung des internationalen Films auf die Leinwand brachte.

Gesellschaftlicher Auftrag, künstlerischer Anspruch, viel Geld und Zeit, aber auch die Gefahr, dass die eigenen Arbeiten am Ende im Tresor verschwinden – in diesem Spannungsfeld entstanden in den Jahren 1946 bis 1992 im Defa-Studio für Dokumentarfilme etwa 10 000 Filme, darunter Zeitdokumente von bleibendem Wert und ganz eigener Bildsprache. Die Dokumentarfilmschaffenden sprechen in dem Buch „Das Prinzip Neugier“ über ihre Filme und Protagonisten, über Wahrheit und Lüge, über ihre künstlerische Heimat Defa und über die 20 Jahre nach der Abwicklung des Studios.

Zur Buchpräsentation wird der Fernsehfilm „Ändere die Welt, sie braucht es. Begegnungen mit Hanns Eisler“ (1973) in der Regie von Jutta und Günter Lippmann gezeigt. Er beschreibt das Werk und das politische Engagement des österreichisch-deutschen Komponisten, der von 1949 bis zu seinem Tod vor 50 Jahren in der DDR lebte. Dieses Porträt zeigt alle Facetten seines aktiven Lebens und macht deutlich, dass Eislers Werke und Ideen besonders im Musikleben der DDR weiter existierten. In dem Porträt singen unter anderen Ernst Busch, Therese Giehse, Gisela May und – aus dem Off – Helene Weigel seine Lieder. Jä

Buchpremiere „Das Prinzip Neugier“ am Donnerstag, 23. August, 18 Uhr, Filmmuseum, Breite Straße 1a/Am Marstall. Knut Elstermann wird nach dem Film „Ändere die Welt, sie braucht es – Begegnungen mit Hanns Eisler“ im Gespräch mit den Dokumentarfilmern Gitta Nickel, Günter Lippmann, Kurt Tetzlaff und Peter Rocha das Buch vorstellen

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