Kantatenabend bei der Kammeroper Rheinsberg Die St. Laurentiuskirche in Rheinsberg ist auch in diesem Jahr wieder Schauplatz für die Kammeroper Schloss Rheinsberg. Das Festival hat es in seinen 15 Jahren jedoch nur ein einziges Mal geschafft, dem Gotteshaus eine adäquate Opernaufführung zu bieten, und zwar 1994 mit der Kirchenoper „Das Spiel von Körper und Seele“, die Emilio de Cavalieri komponierte. In diesem Jahr werden ausschließlich weltliche Kantaten aus der Barockzeit unter dem Titel „Amore traditore“ (Die verratene Liebe) konzertant zu Gehör gebracht, Kantaten, die von Liebe, Eifersucht, Verzweiflung, Verrat und Tod erzählen, die viele Facetten menschlichen Miteinanders bieten. Hätte man dieses Konzert wegen seines weltlichen Charakters beispielsweise nicht im Spiegelsaal des Schlosses zu Gehör bringen können? Die fünf Sängerinnen sind indes in der St. Laurentiuskirche wegen ihrer guten Akustik bestens aufgehoben. Unter der Künstlerischen Gesamtleistung von Claudia Eder, die seit 15 Jahren die Kammeroper gesangspädagogisch betreut und jährlich einen Meisterkurs gibt, werden Kantaten von Georg Friedrich Händel, Tommaso Albinoni, Francesco Gasparini und Antonio Vivaldi gesungen, Piecen, die ausschließlich in der italienischen Barockmusik zu Hause sind. In dem Cembalisten Christian Rieger hat Claudia Eder seit drei Jahren einen hervorragenden musikalischen Partner, der die Sängerinnen auch diesmal sensibel zu begleiten weiß. 2005 ist die Instrumentalbesetzung jedoch „karg“. Zum Cembalo gesellt sich ein Barockcello, das Mikhail Uryvaev flexibel und klangfein handhabt. Beide Musiker tragen die Sängerinnen auf Händen und ordnen sich deren Sangeskunst unter. Und die mit reichen Affekten und virtuosen Verzierungen bedachten menschlichen Stimmen werden in den Kantaten fast durchgehend wie Instrumente bedacht. Die Sopranistinnen Eugenia Enguita, Laura Nicorescu, Norika Urata, die Mezzosopranistin Betsy Horne sowie die Altistin Ann-Beth Solvang konnten mit farbenreichem Stimmmaterial, großer Koloraturgewandtheit und gestalterischer Souveränität für sich einnehmen. Das Publikum war begeistert und spendete viel Beifall. Klaus Büstrin 23. und 24. Juli, 17 Uhr, St. Laurentiuskirche Rheinsberg
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