zum Hauptinhalt
Von den Dreharbeiten: Der große Ararat. Der höchste Berg in der Türkei liegt nahe der Grenze zu Armenien. Die Armenier haben ihn zum Nationalsymbol erhoben und als Wappen in ihrer Fahne abgebildet.

© promo

Von Dirk Becker: Auf Spurensuche

„Asche und Phönix“ erzählt vom Potsdamer Johannes Lepsius – Am Sonntag Premiere im Filmmuseum

Stand:

Sie haben sich auf die Suche nach Spuren gemacht. In der Türkei, Armenien, Syrien und Deutschland. Nicht nur tote, auch lebendige Erinnerungen an den Potsdamer Theologen und Philanthropen Johannes Lepsius haben Merlyn Solakhan und Manfred Blank gesucht. In den Menschen haben sie diese Erinnerungen gefunden. Ihr Dokumentarfilm „Asche und Phönix“, der am Sonntag im Filmmuseum seine Uraufführung erleben soll, erzählt davon.

Merlyn Solakhan und Manfred Blank, die seit 25 Jahren zusammenarbeiten, haben sich auf die Suche nach den Nachfahren der Waisen gemacht, die Lepsius in den Häusern seines Armenischen Hilfswerkes unter anderem in der Stadt Urfa untergebracht hatte. In den Geschichten dieser Menschen bleiben die Erinnerungen an das Werk von Johannes Lepsius weiterhin wach.

Die Hamidischen Massaker hatten Johannes Lepsius zum Handeln bewogen. Tausende Armenier sollen den Progromen in den Jahren 1894 bis 1896 im Osmanischen Reich, der heutigen Türkei, zum Opfer gefallen sein. Lepsius gab seine Pfarrstelle in Friesdorf im Harz auf und widmete sich fortan seiner großen Lebensaufgabe: Dem armenischen Hilfswerk, mit dem er ab Ende des 19. Jahrhunderts den in der Türkei verfolgten christlichen Armenier zu helfen versuchte. Doch den Völkermord an den Armeniern, der in den Jahren 1915 und 1916 auch unter deutscher Beteiligung seinen Höhepunkt erreichte, konnte er nicht verhindern. Aber ihn bekannt machen und anprangern, wurde zum Ziel von Lepsius.

In Potsdam, wo er von 1908 bis 1925 in der Großen Weinmeisterstraße 45 wohnte und arbeitete, schrieb er seinen bekannten „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“. Bis heute weigert sich die türkische Regierung, sich mit diesem düsteren Kapitel in seiner jungen Geschichte vorbehaltlos auseinanderzusetzen, gilt Lepsius oft noch als der „größte Lügner des 20. Jahrhunderts“.

Probleme bei ihren Dreharbeiten hatten die beiden Filmemacher Merlyn Solakhan und Manfred Blank nicht. „Da wir einen Dokumentarfilm drehten, brauchten wir keine offizielle Drehgenehmigung“, sagt Merlyn Solakhan während eines Pressegesprächs im Filmmuseum. Die Menschen, ob in der Türkei, Syrien oder Armenien, hätten sich immer offen und zugänglich verhalten. „Ohne deren Unterstützung wäre es uns kaum möglich gewesen, diesen Film zu drehen“, so Manfred Blank.

Sie sind auch in den Harz, in das Dörfchen Friesdorf gefahren, wo die Reise von Johannes Lepsius begann. In Archiven haben sie dort 185 alte Fotos von dieser Reise gefunden, die vom Umzug der Lepsius’schen Teppichmanufaktur erzählen, die in der Stadt Urfa wieder aufgebaut wurde und dort den Armeniern Arbeit gab.

Ihr Film, in dem sie die Spuren der Toten, deren Asche, und die Spuren der Überlebenden, die sich wie Phönix aus dem Grauen erhoben, zusammengebracht haben, soll als ein Gesprächsangebot verstanden werden. Nicht anecken wollen die beiden Filmemacher bei diesem heiklen Thema. Merlyn Solakhan, die in Istanbul aufgewachsen ist, weiß, wie schwierig es wird, diesen Film auch in der Türkei zeigen zu lassen. Seit 15 Jahren versucht sie es schon vergeblich mit ihrem Dokumentarfilm über einen armenischen Chor. „Aber ich habe Geduld“, sagt sie mit einem freundlichen Lächeln.

Der Film lässt viel Neues über das Leben und Wirken von Johannes Lepsius entdecken, sagt Hermann Goltz vom Förderverein Lepsiushaus Potsdam e.V., der die Filmemacher bei ihrer Arbeit begleitet hat. So soll „Asche und Phönix“ auch in der geplanten Dauerausstellung im Lepsius-Haus in der Weinmeisterstraße gezeigt werden. Goltz ist guter Hoffnung, dass das Geld für den nötigen Umbau bald fließen wird. „Wir haben jetzt von offizieller Seite die Information bekommen, das die entsprechenden Unterlagen endlich an die dafür verantwortliche Behörde weitergeleitet wurden“, sagte Goltz.

„Asche und Phönix“ ist am Sonntag, 28. Juni, ab 18 Uhr im Filmmuseum zu sehen. Im Anschluss ist ein Gespräch mit den Filmemachern Merlyn Solakhan und Manfred Blank geplant

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })