zum Hauptinhalt

Kultur: Aufbruch

Künstler vom Neuen Atelierhaus Panzerhalle: der Fotograf und Bildhauer Michael M. Heyers

Stand:

In der Ruhe liegt die Kraft. Um Skulpturen zu schaffen oder fotografisch zu arbeiten, ist übertriebene Extrovertiertheit ohnehin fehl am Platz. Michael M. Heyers, Bildhauer und Fotograf, hält die beiden unterschiedlichen Pole seiner Kreativität in der Balance. Ein stets wachsames Auge, ein wachsendes Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten und die Lust, sich immer wieder neu auszuprobieren, sind sein Fundament.

Michael M. Heyers ist Ende fünfzig, sehr agil und vermittelt den Eindruck, auf der Höhe seiner Schaffenskraft zu sein. In Potsdam sind derzeit zwölf Beispiele seiner Steinskulptur in der Galerie Art Market zu sehen. Und in der unmittelbar benachbarten Galerie M des BVBK steht am kommenden Donnerstag die Eröffnung einer Fotoausstellung bevor, bei der sich Heyers mit vier Porträts chinesischer Tänzerinnen als versierter Fotograf präsentiert.

Erst kürzlich hatte sich Michael Heyers an der Aktion „Kairos – Der rechte Augenblick“ der Künstlergruppe Art Event beteiligt, bei der für eine Woche das ehemalige Armenhaus in Stahnsdorf im Fokus der Aufmerksamkeit stand.

Seine Erfolge sind dem eher bescheiden auftretenden Michael M. Heyers nicht zu Kopfe gestiegen. Der Weg zur Professionalität, die er nicht allein durch Ausstellungsbeteiligungen unter Beweis stellt, war alles andere als eindimensional und schon gar nicht bequem.

Bei einem Besuch im Neuen Atelierhaus Panzerhalle, wo der in Kleinmachnow lebende Künstler bildhauerisch arbeitet, erinnert sich Heyers im Ateliergespräch an wichtige Stationen auf seinem bisherigen Weg. Angefangen als Industriekaufmann qualifizierte er sich weiter durch ein Studium in Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik bis hin zum 2. Staatsexamen. Als Berufsschullehrer spürte Heyers, dass da noch mehr in ihm ist. Seine Kamera, von frühester Jugend an stetiger Begleiter, wies ihm den Weg. Er porträtierte Freunde und Bekannte, begann, seine Fotos zu verkaufen. Fotografen leisteten dem Autodidakten praktische Unterstützung bei der Umsetzung seiner Ideen, bei der meist der Mensch im Mittelpunkt stand. Es ist kein Doppelleben, das der fotografierende und Fototechnik unterrichtende Berufsschullehrer fortan führt, vielmehr der Beginn von etwas Neuem, das ihn fortan stimuliert und in Aufbruchstimmung versetzt.

Es bleibt nicht bei der Fotografie: das Erleben einer Skulptur, die ihn tief berührte, elektrisiert Heyers: „Ich wollte so etwas haben und selbst machen können.“ Der Wunsch wird zum Drang. Anfang der 90er Jahre reduziert Michael Heyers seine Stunden als Lehrer und setzt auf Risiko. Den praktischen Zugang zur Skulptur sucht Heyers nicht an den Kunstschulen, sondern in den Ateliers und Werkstätten verschiedener Bildhauer, die ihm fachkundig zur Seite stehen. Mit der Zeit arbeitet er abwechselnd mit Marmor, Travertin, Granit und Sandstein, später auch mit Holz und Metall.

Im Atelierhaus Panzerhalle richtet er sich sein erstes Bildhaueratelier ein und muss sich erst einmal einen eigenen Stand erarbeiten. Im Rückblick auf die damalige Zeit resümiert Heyers: „Ich musste mich durchbeißen und weiß, dass ich der Panzerhalle viel zu verdanken habe.“

Längst gehört er zum „Inventar“ der Ateliergemeinschaft, die sich 1995 als Verein konstituierte und mit den Jahren ziemlich krisenfest geworden ist. Als die Panzerhalle – mehr als zehn Jahre Atelierhaus und Ausstellungsraum für Brandenburger und Berliner Künstler – im vergangenen Herbst der Abrissbirne zum Opfer fiel, war es für Michael Heyers keine Frage, mit seinem Atelier in die Waldschule umzuziehen. Auch wenn ihm hier kein Flaschenzug und kein Kran mehr zur Verfügung stehen und er die schweren Steine aus den Kellerräumen ins Freie wuchten muss, ist der Künstler zuversichtlich, dass es irgendwie funktionieren wird. Derweil träumt er von einem regengeschützten Unterstand mit Stromanschluss und dem ein oder anderen Bildhauer, der zur Not auch mal tatkräftig mit anpacken könnte, wenn es einen schweren Stein von A nach B zu bugsieren gilt. Doch ist Michael Heyers als Bildhauer nicht auf den Stein fixiert. „Wenn mich etwas reizt, mache ich es“, so der Künstler. Als nächstes, so viel hat er verraten, wird es die plastische Arbeit mit Bronze sein.

Almut Andreae

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })