FREITAGS: Aufgetaucht
Heidi Jäger schaut ausgehungert aus dem Kultursommerloch
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Potsdam regt sich wieder. Nach einer langen Sommerflaute zieht ein Lüftchen durch die Stadt. Aus allen Ecken kommen Einladungen auf den Tisch geflattert: die Kammerakademie lädt heute zur Saisoneröffnung und lässt den Potsdamer Noch-Intendanten Uwe Eric Laufenberg Goethes „Egmont“ sprechen. Der Nikolaisaal spielt gegen die allmählich herbstlich werdenden Tage den Ende-August-Blues und heizt mit Samba, Bossa und Salsa noch einmal sommerlich ein. Einen Steinwurf weiter kommt der alte Bach erneut zu klangvollen Ehren. Und auch das Hans Otto Theater rührt sich allmählich wieder und lädt wie das T-Werk Anfang September zum Aufbruch in den nächsten Aufführungsreigen. Wie immer ballen sich dann die Ereignisse und der Potsdamer hat die Qual der Wahl.
Wer den Sommer allerdings zu Hause verbrachte, dürfte ausgehungert genug sein, um sich in ein buntes Kulturvergnügen zu stürzen. Doch die Gefahr der Übersättigung ist nach der verordneten Fastenkur nicht ausgeschlossen: Dosiert auch im Juli und August einige „Durchhalte-Häppchen“ sommerfrisch zu servieren, hätte einem ausgewogenen Energiehaushalt nur gut getan. Zumal es bewährte Rezepte dafür gibt. Sommerbespielungen vom Hans Otto Theater vergnügten in zurückliegenden Jahren immer wieder das Publikum, ebenso wie Außer-Haus-Konzerte des Nikolaisaals in luftiger Orangerie im Neuen Garten. Sich nunmehr allein auf freie Theater und Galerien zu kaprizieren, ist vielleicht einer Provinz angemessen, einer „Metropole“ steht es nicht gut zu Gesicht.
Und so schaut manch daheim gebliebener Kulturhungriger ausgemergelt aus dem Sommerfastenloch hervor.
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