Kultur: Auftakt von „Jauchzet, frohlocket“ Singakademie sang Bachs Weihnachtsoratorium
Fünf Aufführungen der Kantaten 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach werden in dieser Adventszeit im Konzertgeschehen Potsdams präsent sein, in der Nikolaikirche (13. Dezember), in der Inselkirche auf Hermannswerder (14.
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Fünf Aufführungen der Kantaten 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach werden in dieser Adventszeit im Konzertgeschehen Potsdams präsent sein, in der Nikolaikirche (13. Dezember), in der Inselkirche auf Hermannswerder (14. Dezember), in der Erlöserkirche (zwei Mal am 20. Dezember). Am vergangenen Samstag erklang bereits das „Jauchzet, frohlocket“ im Nikolaisaal. Der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam sowie das Neue Kammerorchester Potsdam haben unter der Leitung von Edgar Hykel das populärste Werk des Leipziger Thomaskantors vor fast vollem Haus zur Aufführung gebracht. Man spürt immer wieder, dass es im Dezember unverzichtbar für das Weihnachtsgefühl ist. Da mag es Hörer geben, die im Ergebnis ihrer vielfältigen Begegnungen von diesem Werk fast jeden Takt kennen. Auch viele der Mitglieder des Sinfonischen Chores sind im Weihnachtsoratorium seit Jahrzehnten zu Hause. Das gibt auch darüber Auskunft, dass es dem Ensemble an Nachwuchs fehlt. Wie wäre es, wenn der Jugendkammerchor der Singakademie im kommenden Jahr der Aufführung mehr Frische geben könnte?
Dennoch, die festliche Stimmung war bereits bei der großen Ausstrahlung des Eingangschores gegeben, obwohl dem groß besetzten Chor noch die Transparenz fehlte. Dies fiel deswegen auf, weil das Neue Kammerorchester von Anfang an mit wunderbarer Klarheit zu musizieren verstand. Mit blendend ausgearbeiteten Soli traten die Musiker mit den Gesangssolisten in den Dialog, Streicher und Bläser verliehen dem Ganzen eine empfindsame und akzentuierte Basis.
Die komplizierten Chorsätze von „Ehre sei Gott in der Höhe“ oder „Lasset uns nun gehen gen Bethlehem“ kamen dann in schöner Transparenz daher, ließen die Ausgewogenheit der Stimmen in bestem Licht erscheinen. Und das „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ hatte zum Schluss die entsprechende musikalische Pracht aufzubieten. Zu loben ist auch die differenzierte Hinwendung zu den Chorälen, deren bedeutsame Inhalte und aktivierende Funktion detailreich umgesetzt erschien. Edgar Hykel dirigierte diesmal ohne Hektik und großen äußerlichen Aufwand. So bekamen Chor, Solisten und Orchester viel Raum zur gestalterischen Entfaltung, ohne sie jedoch aus den Händen zu geben.
Das Solistenquartett ließ einige Wünsche offen. Der scharfe Sopran Iris Werner war bereits in der Verkündigung zu wenig „engelsgleich“, zu sehr wibberte er im Duett „Herr, dein Mitleid“ vibratoreich.Wie die Sopranistin kamen auch der Tenor Kalle Kanttila sowie der Bass Dariusz Siedlik vom Opernhaus Nürnberg, wo Edgar Hykel als Chordirektor engagiert ist. Der sehr junge Kanttila studierte vor vierzehn Tagen erstmals die Evangelistenpartie ein. Man spürte noch die große Unsicherheiten, die sich aber im Laufe seines Sängerlebens verlieren dürften. Auch mehr Farbigkeit wird sich dann einstellen. Von nobler Art stellte sich Dariusz Siedlik mit seiner Basspartie dar. Hohe Erwartungen hegt man natürlich an die Altarien. Die Magdeburger Sängerin Ulrike Mayer verstand sie mit ihrem wohlklingenden Mezzosopran sensibel zu singen, zu einem musikalischen Erlebnis zu machen. Dankbarer Beifall beendete die erste Aufführung des Weihnachtsoratoriums in diesem Jahr. Klaus Büstrin
Klaus BüstrinD
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