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Das Theaterschiff wird seit 1992 bespielt.

© Andreas Klaer

Aus ab Januar befürchtet: Potsdams Theaterschiff fehlt das Geld für sein Programm

Eine mittelfristige Kürzung könnte dem Theaterschiff zum Verhängnis werden: Ab 1. Januar soll es zwölf Prozent weniger Förderung von der Stadt Potsdam bekommen.

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Das Potsdamer Theaterschiff schlägt Alarm: Nach jetzigem Stand müsse der Kulturort seinen Spielbetrieb zu Anfang Januar 2025 einstellen, heißt es in einer Mitteilung vom Montag (23.12.). Grund sei eine von der Stadtverwaltung angekündigte Sparmaßnahme: Ab 1. Januar trete bis Juni 2025 eine „mittelfristige“ Förderung in Kraft. Über die Maßnahme sei die Leitung des Theaterschiffs am 16. Dezember informiert worden.

Noch im Oktober war dem Ort nach eigenen Angaben eine gesicherte Förderung bis Juni in Aussicht gestellt worden. Konkret heiße es nun, dass die aktuelle Kulturförderung des Theaterschiffes durch die Stadt um rund zwölf Prozent gekürzt werden soll, so die Mitteilung weiter. „Für das Theaterschiff Potsdam bedeutet die mittelfristige Kürzung ein sofortiges Aus. Wir wissen wirklich nicht, was wir tun sollen“, sagt Martina König, die Leiterin des Theaterschiffs.

Theaterschiff in absurder Situation

Die Stadt Potsdam erklärt die Maßnahme auf Anfrage mit der vorläufigen Haushaltsführung der Landeshauptstadt. Eine Beschlussfassung für den Haushalt soll angesichts der extrem schwierigen Haushaltslage voraussichtlich erst im zweiten Quartal 2025 vorliegen.

Die brandenburgische Kommunalverfassung gebe für diesen Fall einen strengen Rechtsrahmen vor, so ein Sprecher der Stadt: „Die freien Träger von Kultureinrichtungen erhalten zeitanteilige Abschlagszahlungen, quartals- bzw. maximal halbjahresweise, auf Grundlage der in der Mittelfristplanung eingeplanten Mittel, damit sie handlungsfähig bleiben.“ Der Sprecher bestätigt: „Dieser Betrag liegt unter den geplanten Ansätzen für 2025.“

Das Theaterschiff sieht ab 2025 die von der Stadt angestrebte „Handlungsfähigkeit“ nicht mehr gegeben. Vielmehr befinde man sich nun in einer „absurden Situation“, so Leiterin Martina König: „Die Löhne für die MitarbeiterInnen können gezahlt werden, die künstlerische Arbeit und die Kosten für den gesamten Veranstaltungsbetrieb allerdings nicht. Somit gäbe es zwar weiter MitarbeiterInnen, allerdings kann der Veranstaltungsbetrieb nicht aufgenommen werden, da dafür das Geld einfach nicht da ist.“ Auch vom Land seien für 2025 keine Projektfördermittel zu erwarten.

285.600
Euro bekam das Theaterschiff 2024 von der Stadt Potsdam

Im Jahr 2024 erhielt der 1992 gegründete Kulturort rund 285.600 Euro von der Stadt Potsdam, Projektmittel vom Land gab es anders als in Vorjahren keine. Im vergangenen Jahr stemmte das Haus zwei Eigenproduktionen und zahlreiche Gastspiele. Größter Publikumserfolg war eine Bühnenadaption von André Kubiczeks Roman „Skizze eines Sommers“. Die sechs Mitarbeiter von der Verwaltung bis zur Technik werden König zufolge alle benötigt, um den Spielbetrieb sicherzustellen.

Zukunft entscheidet sich im Juni

Erst im Sommer wird das Haus also Sicherheit über die finanzielle Zukunft haben. Sollten die Fördermittel im Juni bestätigt werden, würde es Martina König zufolge sofort eine Rückzahlung der offenen Posten geben. Ihr sei jedoch vermittelt worden, dass es auch sein könne, dass die Mittel „nicht in der geplanten Höhe bewilligt werden.“ Wie es dann weiter geht, weiß sie nicht zu sagen.

Die angekündigte Sparmaßnahme gilt für alle freien Kulturträger in Potsdam, wie das Rathaus bestätigt. Bisher hat kein anderer Ort Alarm geschlagen. Für das Theaterschiff stelle sich jedoch „ein gewisses Déjà-vu“ ein, sagt Martina König: Vor 20 Jahren seien schon einmal drastische Kürzungen der Kultureinrichtungen vorgenommen worden.

„Handelt es sich jetzt und hier wieder um eine derartige Kürzung? Sind hinter dem Vorwand der Mittelfristigkeit Kürzungen geplant, die im Juni nicht wieder zurückgenommen werden?“ Die Stadt Potsdam steht angesichts großer Finanzlöcher derzeit vor der noch freiwilligen Aufgabe, rund 50 Millionen Euro einzusparen. Allerdings droht, wenn nicht gespart wird, ein zwangsweises Haushaltssicherungskonzept durch die Kommunalaufsicht des Landes. 

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