Kultur: Aus der „Wüste“ in die Kirche
Die Singschule Babelsberg feiert ihr 15jähriges Bestehen / Heute und morgen Veranstaltungen
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Die Singschule Babelsberg feiert ihr 15jähriges Bestehen / Heute und morgen Veranstaltungen Durch die Wüste ging es in diesem Sommer, ohne Wasser und Brot. Nicht in das ferne Afrika reiste man, sondern in den stillgelegten Tagebau von Großräschen. Die Kinder und Jugendlichen der Singschule Babelsberg wollten bei ihrer Wanderung durch die karge Landschaft erfahren, wie es sein könnte, wenn man sich in der Wüste aufhält. Drei Stunden waren sie unterwegs, nur mit einem Kirschkern im Mund. Natürlich hatte diese „Wüstenwanderung“ einen Hintergrund. Die Singschule und der Kinderchor an der Erlöserkirche wollten ein neues Singspiel entwickeln, textlich, musikalisch und darstellerisch: „Wie die Blumen wieder auf die Erde kamen“. Nach Seifhennersdorf führte dann die Sommerchorfahrt. Dort wurden die frisch gewonnenen Eindrücke in das bereits entstehende Singspiel eingearbeitet. An den Dialogen wurde gearbeitet, das darstellerische Spiel geprobt, die Musik, die teilweise aus Improvisationen besteht mit Orff-Instrumenten entwickelt. Auch die Kulissen, Kostüme und Requisiten entwarf man und fertigte sie selbst an. Die erste Aufführung des neuen Singspiels wird am morgigen Sonnabend um 16 Uhr in der Friedrichskirche Babelsberg stattfinden, anlässlich des 15jährigen Bestehens der Singschule Babelsberg. Schon heute um 19 Uhr findet im Gotteshaus auf dem Weberplatz ein Chorkonzert statt, bei dem auch der Chor der katholischen Grundschule „Heiliger Andreas“ in Szentendre in Ungarn mitwirkt. Die Singschule pflegt seit dem Jahre 2000 eine enge Partnerschaft zu dem Chor in Szentendre. Am Sonntag gestalten dann alle Chöre den Gottesdienst in der Erlöserkirche. „Gern hätte die Singschule noch mehr Programm zu ihrem Jubiläum geboten, doch die Förderungen fielen weitestgehend aus. Von der Stadt Potsdam haben wir leider keinen einzigen Euro erhalten“, erzählt Christa Bleyl, die Gründerin und Geschäftsführerin der Singschule. Seit 1989 ist die Einrichtung, die ein eingeschriebener Verein ist, ein nicht mehr wegzudenkender Kulturfaktor in Potsdam. „Neben der gesunden Entwicklung der Kinderstimme wird durch die Einbeziehung weiterer künstlerischer Bereiche wie dem darstellenden Spiel, dem bildnerischen Gestalten und dem Tanz die Kreativität der Kinder gefördert“, so Christa Bleyl. Rund 40 Kinder und Jugendliche nehmen die vielfältigen Angebote der Babelsberger Singschule wahr. „Wir möchten aber auch mit unserer Arbeit den Gedanken der Toleranz und der Verständigung zwischen Kindern anderer Länder fördern. Und darum pflegen wir die Partnerschaft zu Chören nach Ungarn und nach Tschechien.“ Ganz großen Erfolg, auch außerhalb Deutschlands, hatte die Aufführung des Singspiels „Brundibar“ von Hans Krasa. Gemeinsam mit dem Chor Jiskricka der Grundschule Bri Jandusu in Prag wurde das Stück aufgeführt. „Brundibar“ erzählt vom Leben der Kinder in Theresienstadt, von der Judenverfolgung und -vernichtung während des Nationalsozialismus. Eine beeindruckende Aufführung, geleitet von Christa Bleyl, wurde von den Kindern und Jugendlichen gestaltet und die von den Zuschauern mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Immer wieder ist man beeindruckt von dem intonationssauberen Klang der Singschüler, von ihrer Gestaltungsgabe und der Freude am Singen, die sich sofort den Zuhörern mitteilt. Erst am vergangenen Sonntag während des 1. Potsdamer Chorfestes in der Biosphärenhalle konnte man dies begeisternd erleben. Die Singschule und der Kinderchor an der Erlöserkirche treten nicht nur künstlerisch gemeinsam auf, sondern werden auch formal zusammen gehen. Und das wird sich auch im Namen niederschlagen. Künftig heißt die Einrichtung Singschule Potsdam.Klaus Büstrin
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