Kultur: Aus gläubiger Innenperspektive
Dvoraks „Stabat Mater“ sang die Potsdamer Kantorei in der Erlöserkirche
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Dvoraks „Stabat Mater“ sang die Potsdamer Kantorei in der Erlöserkirche Die Potsdamer Kantorei war Favorit bei der Aufführung von Antonin Dvoraks 1880 uraufgeführtes Stabat Mater in der Erlöserkirche am Sonnabend. Der Chor, der seit Ende 1997 mit Ud Joffe zusammenarbeitet, konnte wieder durch souveräne Leistungen überzeugen. Er vermittelte einen wunderbaren Eindruck von der so tief bewegenden Musik, den der tschechische Komponist für den Klagegesang der Maria über den Tod ihres Sohnes bereithält. Für den in fast allen Sätzen vorkommenden Chor sind die Partien dankbar und wirkungsvoll, von großer Innigkeit und mit schmerzlich schönen Melodien. Zum Schluss macht sich aber auch jubelnde Hoffnung und Gewissheit breit. Ud Joffe akzentuiert die architektonische Größe der Chorsätze, er lässt verinnerlicht meditativ, zugleich aber auch hymnisch emphatisch singen. Die Potsdamer Kantorei folgt ihrem Dirigenten wieder bestens, so dass das „Stabat Mater“ keine oberflächliche Gestalt annahm. Nur beim zarten „Eja, Mater“ war der Chorsopran nicht in reinster Höhe. Man hatte aber insgesamt den Eindruck, dass hier aus einer gläubigen Innenperspektive gesungen wurde. Nicht sehr viel Glück hatte Joffe diesmal mit dem Solistenquartett, deren Besetzung sich aus Krankheitsgründen des öfteren änderte. Die mit einer so warm timbrierten Stimme gesegnete Sopranistin Iordanka Derilova und der helle Tenor Michael Heim wirkten stellenweise unsicher. Beim Duett „Fac, ut potem“ grummelte die Sopranistin in der Tiefe derart, dass man annehmen musste, sie suche die Noten. Auch das so wunderbare Tenorsolo „Fac me vere“ musste leider ein paar intonatorische Einbußen hinnehmen. Die ganz kurzfristig eingesprungene Mezzosopranistin Anja Daniela Wagner machte ihre Sache akzeptabel, doch allein der Bassist Egbert Junghanns begeisterte innerhalb des Quartetts durch den hohen Rang seines Singens und Gestaltens. Das Neue Kammerorchester musizierte solide und auch klangschön, aber aber an einigen Stellen zu laut, so dass es vor allem die Solisten zudeckte. Dennoch war die Aufführung des Stabat Mater eine sehr beeindruckende in der nicht ausverkauften Erlöserkirche. Die Zuhörer verließen bewegt und still den sakralen Raum – ohne Beifallsbekundungen.Klaus Büstrin
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