zum Hauptinhalt

Kultur: Aus großer Höhe tief gestürzt Eine Zeitreise in Fotos zu den „Kaiserkindern“

Jörg Kirschstein, Kastellan des Oranienburger Schlosses und exzellenter Kenner des deutschen Kaiserhauses, hat ein Buch herausgegeben, das sich mit der Familie Wilhelms II. beschäftigt: „Kaiserkinder“.

Jörg Kirschstein, Kastellan des Oranienburger Schlosses und exzellenter Kenner des deutschen Kaiserhauses, hat ein Buch herausgegeben, das sich mit der Familie Wilhelms II. beschäftigt: „Kaiserkinder“. Es ist im MatrixMedia Verlag Göttingen erschienen, der sich zuvor auch mit der zweiten Frau des letzten deutschen Kaisers, Hermine, publizistisch beschäftigte.

Kaiserkinder. Das sind sechs Söhne, Kronprinz Wilhelm, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar, Joachim, sowie eine Tochter, die Prinzessin Victoria Luise. Sie mussten 1918 mit dem Ende der Monarchie wie ihre Eltern, Wilhelm II. und Auguste Victoria, einen tiefen Sturz aus großer und glanzvoller Höhe miterleben. Die Prinzen und die Prinzessin arrangierten sich mit der neu geschaffenen Republik, einige hofften auf die Wiederkehr des Kaiserreiches. Der Kronprinz, der bis 1945 vorrangig im Schloss Cecilienhof wohnte, war sich zunächst sicher, dass die Nationalsozialisten die Monarchie wieder installieren würden, aber er wurde enttäuscht. Eitel Friedrich widmete sich vor allem der Traditionspflege und wurde „Stahlhelm“-Soldat, August Wilhelm ein strammer Nazi, der sich sogar in ihre Propagandamaschinerie einbeziehen ließ. Prinz Adalbert dagegen hatte eine tiefe Abneigung gegenüber dem Nationalsozialismus. Er zog sich 1933 in die Schweiz zurück. Prinz Oskar fand seinen Weg als Herrenmeister der Johanniter und der jüngste Sohn, Prinz Joachim, litt nach dem Sturz des Kaiserreiches unter Depressionen. Am 18. Juli 1920 erlag er der Schussverletzung, die er sich selbst zufügte. Victoria Luise wurde nach ihrer Heirat mit Ernst August Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Hannover, Prinzessin von Großbritannien und Irland. Bis ins hohe Alter, sie starb 1980 mit 88 Jahren, wurde sie sehr verehrt.

Es sind vor allem die Fotografien, die in diesem Buch für sich einnehmen. Jörg Kirschstein hat davon eine Fülle, mehr als 250, zusammengetragen. Mit ihnen wird eine faszinierende Familiengeschichte offeriert, mit all ihrem Glanz und Gloria, mit all den Irrungen und Niederlagen. Die geschriebenen Biografien bleiben indes sperrig. Dem Autor wurden bei seinen Recherchen die Fotosammlungen des Hauses Hohenzollern sowie einzelner Familienmitglieder zur Verfügung gestellt. Es ist wohl bisher einmalig, dass man auf diesem Wege und in dieser Geschlossenheit die Biographien der Kaiserkinder, die auch mit Potsdam eng verbunden sind, nachgehen kann. Neben den Fotos, die von offiziellen Anlässen vor allem bis 1918 berichten, geben Bilder das private Umfeld preis, erzählen von den Kindern der Kaiserkinder, deren Enkeln und auch Urenkeln, von Skandalen und Skandälchen, die auch im Hause Hohenzollern für Aufregung sorgten. Ein Buch, das in jedem Bücherschrank eines Preußenkenners sein sollte. Klaus Büstrin

Jörg Kirschstein, Kaiserkinder, Die Familie Wilhelms II. in Fotografien, MatrixMedia Göttingen, 34,90 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false