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Kultur: Aus reichem Fundus

„Hörkino unter Sternen“ im Urania-Planetarium

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Das gute alte Hörspiel ist nicht vergessen, obwohl der Fernsehfilm ihm längst den Rang abgelaufen hat. Doch wenn man unterwegs im Auto ist, wird mancher für ein Hörspiel, heute oft auch ein Hörbuch, dankbar sein. Doch ein Hörspiel braucht die ganze Konzentration, Aufmerksamkeit und Fantasie – ist nicht nur da, um sich die Zeit „totzuschlagen“. Und oftmals erlebt man in solch einer Hörspielaufführung auch eine sprachkünstlerische Sternstunde.

Die Urania Potsdam hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv, das in Babelsberg beheimatet ist, und mit der Potsdamer Bibliotheksgesellschaft e.V. im Januar 2004 die Reihe „Hörkino unter Sternen“ mit Schillers Schauspiel „Wilhelm Tell“ gestartet. Der Ort wurde nicht unter freiem Himmel gewählt, sondern im ehemaligen Urania-Planetarium im Neuen Garten – unter einem Sternenhimmel-Simulator. Für Kinder und Erwachsene wurde einmal im Monat ein Hörspiel gesendet. „Die Veranstaltungen für Kinder waren zumeist sehr gut besucht, die Erwachsenen ließen sich nicht so schnell bewegen, in den Abendstunden in den für manchen abseits gelegenen Park zu gehen.

Mit der Eröffnung des Planetariums im Januar in der Gutenbergstraße 71/72, das gut 50 Besucher aufnehmen kann, ist auch das „Hörkino unter Sternen“ wieder aufgenommen worden. Zunächst gab es ein Hörspiel für Erwachsene, und zwar das köstliche „Rumpelstilzchen“ zum 85. Geburtstag von Franz Fühmann. Der Besuch war überaus zufriedenstellend.

Am kommenden Sonntag um 15.30 Uhr geht es für Kinder und ihre Eltern weiter. Gesendet wird eine „Kleine Winterreise“. In diesem Hörspiel kann man verschiedene Märchenfiguren des dänischen Dichters Hans Christian Andersen auf einer abenteuerlichen Reise begleiten.

Für die Auswahl ist unter anderen Susanne Paulukat vom Deutschen Rundfunkarchiv in Babelsberg verantwortlich. Die Institution bewahrt mehr als 2400 Hörspiele für Erwachsene und 3400 Hörspiele für Kinder auf. Sämtliche Aufnahmen stammen aus den DDR-Rundfunksendern seit den fünfziger Jahren. Weiterhin sind im Archiv Tonbänder auch aus den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der neuen Länder bis zum Jahre 1991 zu finden. „Wir können also aus einem großen Fundus schöpfen und für Jahre das ,Hörkino“ bedienen“, sagt Susanne Paulukat.

Vor allem Werke, die sich mit der brandenburgisch-preußischen Geschichte beschäftigen, von bedeutenden Literaten und die von hervorragenden Schauspielern gesprochen werden, können Erwachsene im Planetarium hören. Für Kinder sucht das Rundfunkarchiv zumeist Märchen aus. Sie wurden zu DDR-Zeiten in Rundfunksendern in Hülle und Fülle produziert. „Man muss natürlich auch aufpassen, dass man keine ideologieträchtigen Interpretationen erwischt.“

Am 8. März wird es ein weiteres „Hörkino unter Sternen“ für Erwachsene geben. Gesendet wird dann „Ich will nicht leise sterben“ aus dem Jahre 1976. In der Hauptrolle ist der einstige ostdeutsche Fernsehstar Agnes Kraus zu hören.

Klaus Büstrin

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