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Thalia in Babelsberg ist Deutschlands bestes Kino: Ausgezeichnetes Kino

Das Thalia Programmkino Babelsberg ist Deutschlands bestes Kino. Potsdam präsentiert sich 2017.

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Gewartet hat Thomas Bastian schon lange darauf. Schließlich weiß der Geschäftsführer des Thalia Programmkinos Babelsberg um die Qualität seines Hauses: „Wenn man lange Zeit so hoch ausgezeichnetes Kino macht, wird man irgendwann wuschig, wenn man nicht auch mal ausgezeichnet wird“, sagt der Geschäftsführer des Kinos Thalia in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Aber die Freude sei trotzdem riesig gewesen, denn Bastian kann aus dem Stand zehn weitere Kinos nennen, die ähnlich gutes Programm machen: Am Donnerstag wurde Bastian von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Hamburg der Kinoprogramm- und Verleiherpreis des Bundes für das beste Jahresprogramm 2015 übergeben. Das Thalia ist damit Deutschlands bestes Kino.

Mit der Auszeichnung fördert der Bund den Einsatz deutscher Kinobetreiber und Filmverleiher für die europäische Filmkunst. „Dass wir in Deutschland ein so vielfältiges und auch künstlerisch ambitioniertes Filmangebot haben, verdanken wir vor allem den vielen engagierten Programmkinobetreibern und Filmkunstverleihern“, sagte Grütters. Sie seien es, die mit großer Leidenschaft dafür sorgen, „dass Filmkunst aus Deutschland und Europa den Weg auf die Leinwand findet“. Eine konkrete finanzielle Unterstützung liefert der Preis auch. Insgesamt hat Grütters Preisgelder in Höhe von mehr als 1,8 Millionen Euro vergeben. Das Thalia selbst erhielt 20 000 Euro. Es ist das erste Brandenburger Kino überhaupt, das je mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.

Dass der Bund den Kinobetreibern mit gut dotierten Preisen unter die Arme greift, zeigt, dass es ohne finanzielle Unterstützung nicht geht. „Bei allem Glanz ist das kein einfaches Geschäft“, sagt Thomas Bastian. Es sei zunehmend eine Herausforderung, Menschen mit Inhalten und nicht mit Beliebigkeit zu begeistern. Mehr als 700 Filme sichten Bastian und seine Kollegen im Jahr, viel mehr als noch vor einigen Jahren. „Es gibt die Tendenz“, sagt Bastian, „alles auf den Markt zu schmeißen und zu schauen, was ankommt.“

Das Thalia hat sich entschieden, dagegen zu steuern. Also weniger Filme, mehr Qualität – und auch mehr Besucher: Noch 2014 hat das Kino 430 Filme gezeigt, jetzt sind es nur noch 300. Und nicht nur, ob das Team um Bastian der Film fasziniert und er überhaupt Kinoqualität besitzt, ist Kriterium für die Programmauswahl. Sondern als Geschäftsführer schaue er sich auch an, so Bastian, mit welchem Marketingbudget die Produktionsfirmen den Film bewerben. Das sagt zwar mitnichten etwas über die Qualität der Produktion aus, aber doch darüber, ob überhaupt Zuschauer angelockt werden und Kinos profitabel wirtschaften können.

Bastian setzt zudem auf längere Laufzeiten. Liefen die Filme noch im vergangenen Jahr nur wenige Wochen, so sind es diesmal inzwischen zwei oder sogar drei Monate. „Die Filme sich entwickeln lassen“, nennt das Bastian, damit das Publikum auch die Zeit finde, ins Kino zu gehen. Mit der Folge, dass das Programm sortierter aussehe, sagt Bastian.

Der wirtschaftliche Erfolg gibt ihm recht. Nach den vergangenen „anderthalb sehr schwachen Jahren“ habe das Thalia zuletzt sogar ein leichtes Plus verzeichnet. Das Kino in unmittelbarer Nähe der S-Bahn Station kann denn auch mit etwas punkten, wovon andere Kulturstandorte in Potsdam träumen: ein Drittel der Kinobesucher kommt aus Berlin. Und prominente Potsdamer wie Andreas Dresen, Günther Jauch oder Wolfgang Joop kämen auch in sein Kino, sagt Bastian. „Wo soll man auch hingehen, wenn man in Potsdam einen guten Film sehen will?“, fragt er selbstbewusst.

Über eine Sache scheint sich aber der Thalia-Geschäftsführer am meisten zu freuen: 2017 wird die Vergabe der Kinoprogramm- und Verleiherpreise in der diesjährigen Gewinnerstadt stattfinden. „Endlich können wir mal die Preisverleihung selbst veranstalten“, sagt Bastian. „Potsdam wird im nächsten Jahr der deutsche Kino-Hotspot“, sagt eine Gratulantin, die Politikerin Manja Schüle (SPD). Rund 400 Gäste aus der Branche werden zu dem Abend erwartet. Wo die Verleihung in Potsdam stattfinden wird, ist noch unklar. Das Thalia selbst sei zu klein, sagt Bastian. „Vielleicht die 17. Etage des Hotel Mercure? Von mir aus kann der Oberbürgermeister auch einen Raum im Schloss anbieten“, witzelt er. Am kommenden Sonntag jedenfalls findet in seinem Kino erstmal der erste „European Art Cinema Day“ statt, mit Previews europäischer Filme in allen vier Sälen – für noch mehr europäische Filme auf den Leinwänden in Babelsberg.

Grit Weirauch

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