Kultur: Auskünfte über 900 märkische Herrenhäuser
„Gestaltete Landschaft“ – ein Spezialinventar
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„Gestaltete Landschaft“ – ein Spezialinventar Wer ein märkisches Gutshaus übernehmen und ihm zu alter Schönheit zurück verhelfen will, hat es jetzt leichter. Das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) gibt ihm ein Spezialinventar in die Hand, das unter dem Titel „Gestaltete Landschaft“ im be.bra Verlag erschienen ist. Daraus lässt sich in Minutenschnelle herauslesen, welche Bau- und anderen Unterlagen über etwa 900 Herren- und Gutshäuser und die dazu gehörenden Parkanlagen noch vorhanden sind. Diese Akten sind im Archiv nicht dem Ort, sondern der ausstellenden Behörde zugeordnet, so dass Bauherren bzw. die von ihnen beauftragten Architekturbüros, ebenso Denkmalpfleger, bisher mühsam in den Resten der Gutsarchive, den Akten der Bauaufsichtsbehörden, der Bau-und Feuerpolizei u.a. nach den benötigten Angaben suchen mussten. Das Inventar erleichtert diese Arbeit ungemein und kann damit auch als Beitrag zur Rettung der vielen noch im Verfall befindlichen Herrenhäuser verstanden werden. Darauf wies der Direktor des Landeshauptarchivs, Dr. Klaus Neitmann, am Dienstagabend bei der Buchpremiere in der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek hin. Die Bibliothek war ebenso wie das Landesamt für Denkmalpflege, das als Mitherausgeber fungiert, ein wichtiger Partner für die Bearbeiter des Inventars, den beim BLHA angestellten Archivar Dr. Werner Heegewaldt und den Historiker Dr. Mathis Leibetseder. Heegewaldt erläuterte in einem Vortrag das Entstehen und die Nutzung des Verzeichnisses, das etwa 6000 Quellen aus der Zeit zwischen 1550 und 1952 umfasst. Die heute polnische Neumark wurde ausgespart, dagegen sind Berlin und Potsdam einbezogen. So findet der Leser beispielsweise Angaben über das Palais des Hofmarschalls von Geuder, das er 1735 neben dem Brandenburger Tor in Berlin baute, oder zur „Trockenlegung und Aufhöhung“ des Potsdamer Lustgartens in den Jahren 1861/62. Für potenzielle Bauherren am wichtigsten sind die Akten aus der Zeit nach der Bodenreform 1946, als zahlreiche dem Abriss entgangene Herren- und Gutshäuser als Schule, Kindergarten oder Umsiedlerwohnhäuser neu genutzt und dafür umgebaut wurden. Die Parke wurden teilweise als Kleingärten parzelliert und damit zerstört. Der be.bra. Verlag hat sich bemüht, das Inventar attraktiv zu gestalten. Durch zwei vorangestellte Aufsätze von Leibetseder („Wie Bauwerke eine Landschaft prägen“) und Heegewaldt („Wege zur Quelle“), dazu den Abdruck alter Ansichten und farbiger Gartenpläne gewinnt der 640-seitige Band Interesse auch für den historisch interessierten Laien. Wer die Ausgabe scheut, kann noch bis zum 25. November im Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg eine aus 15 Text- und Bildtafeln bestehende Ausstellung als Nebenprodukt der Publikation besuchen. Das Verzeichnis ist im Landeshauptarchiv in einer Datenbank gespeichert und soll außerdem über das Internet zugänglich gemacht werden. Erhart Hohenstein Leibtseder/Heegewaldt, Gestaltete Landschaft“, be.bra Verlag, 68 Euro
Erhart Hohenstein
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