Kultur: Äußerst positive Bilanz
Das Potsdam Museum im Alten Rathaus konnte im vergangenen Jahr seine Besucherzahlen verdoppeln
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Im August 2012 eröffnete das Potsdam Museum seine neu bezogenen Räume im Alten Rathaus. Das war vor 28 Monaten, also vor über zwei Jahren. Zahlen, die man sich noch einmal ins Bewusstsein rufen sollte, wenn man bedenkt, was in dieser doch relativ kurzen Zeit alles im Alten Rathaus ausgestellt wurde. Dass die Mitarbeiter um Direktorin Jutta Götzmann hier auf dem richtigen Weg sind, zeigen auch die Besucherzahlen. Denn mit mehr als 31 000 Gästen im vergangenen Jahr konnten diese im Vergleich zu 2013 noch einmal verdoppelt werden, wie Jutta Götzmann am gestrigen Montag bei einer Bilanzpressekonferenz sagte.
Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) brachte es auf den Punkt: Der Umzug aus den viel zu kleinen Räumen in der Benkertstraße, die Magdowski treffend als Heimatstube bezeichnete, an den Alten Markt war die beste Entscheidung für das Museum. Denn hier in zentraler Lage gegenüber dem Stadtschloss, wo in direkter Nachbarschaft mit dem Museum Barberini, das Ende 2016 fertiggesellt werden soll, ein Ausstellungshaus mit ostdeutscher und internationaler Kunst entsteht, befindet sich das Potsdam Museum an einem der herausragendsten Plätze dieser Stadt. Dass es hier Akzente zu setzen weiß, hat es in den vergangenen Monaten immer wieder bewiesen.
Mit der Sonderausstellung „Friedrich und Potsdam. Die Erfindung (s)einer Stadt“ im 300. Geburtsjahr Friedrichs II. und einem umfangreichen Begleitprogramm eröffnete das Potsdam Museum im Sommer 2012. Mit „Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte“ kam dann 2013 endlich die ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte hinzu. Neben dieser Dauerausstellung zählen die Sonderausstellungen immer wieder zu den Höhepunkten im Haus. So besuchten „Carl Blechen und Carl Gustav Wegener im Dialog. Romantik und Realismus in der Landschaftsmalerei“, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Schloss und Park Branitz entstand, 7200 Besucher. In der noch bis Ende Januar gezeigten Ausstellung „Stadt-Bild / Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern (1945-1990)“ konnten bisher 4200 Gäste gezählt werden.
Auch die anfangs noch kritisch betrachtete Zusammenlegung von Museum und dem Potsdam Forum, das vor dem Umbau zum Museum im Alten Rathaus unter anderem regelmäßige Veranstaltungen organisierte, hat sich ausgezahlt. Denn durch die Kombination von Museum und Forum etablierte das Haus ein umfangreiches wissenschaftliches sowie stadt- und museumsbezogenes Begleitprogramm und verzeichnete im Jahr 2014 insgesamt 187 eigene sowie 67 Fremd- und Kooperationsveranstaltungen. Seit der Eröffnung am neuen Standort hat das Potsdam Museum sieben Sonderausstellungen zu Themen der Stadt- und Kulturgeschichte gezeigt und begleitend dazu sechs wissenschaftliche Kataloge herausgegeben. Seit zwei Jahren werden auch die Sammlungen des Museums über eine Museumsdatenbank digital erfasst, bisher konnten so 24 000 Objekte aufgenommen werden.
Starke Unterstützung erfährt das Museum seit Jahren schon durch den Förderverein, der für das Ausstellungshaus am Alten Markt allein 50 000 Euro an Spendengeldern einwerben konnte. Insgesamt hat das Museum seit dem Umzug durch Spenden, Sponsoring und Zuwendungen 320 000 Euro erhalten, die für Restaurierungen und Ankäufe genutzt wurden. Hinzu kommen 163 Schenkungen mit 9162 Objekten. Doch hier könnte das Museum, so Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski, bald Probleme bekommen.
Da die Depots für die Sammlung des Museums mit zirka 250 000 Objekten auf Hermannswerder und in Groß Glienicke für die Unterbringung eventueller Kriegsflüchtlinge geräumt werden müssen und noch kein adäquater Ersatz gefunden wurde, könnte dies möglicherweise zukünftige Spender von ihrem Vorhaben abbringen. „Denn warum sollen sie uns etwas anvertrauen, das nicht vernünftig gelagert werden kann?“, so Magdowski. Derzeit befindet man sich mit der Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ in Verhandlungen, um Räumlichkeiten nutzen zu können.
In diesem Jahr soll neben einem Museumsführer auch wieder regelmäßig die hauseigene Schriftenreihe erscheinen. Einmal jährlich werden hier Beiträge rund um die Sammlung und zu ausgewählten Ausstellungen veröffentlicht. Auch in diesem Jahr soll für das Museum endlich eine eigene Homepage eingerichtet werden, die den Ansprüchen eines modernen Museums- und Veranstaltungshauses entspricht, so Jutta Götzmann. Weitere Schwerpunkte liegen in dem Ausbau der museumspädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und die Suche nach neuen Kooperationspartnern. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Planung weiterer Sonderausstellungen. Ab Februar wird der Potsdamer Landschaftsmaler Hubert Globisch mit Arbeiten auf Papier vorgestellt, parallel dazu sind zeitgenössische Porträts von Sibylle Wagner zu sehen. Unter einem kulturgeschichtlichen Blickwinkel werden die Werke des Potsdamer Ehrenbürgers Werner Nerlich und des Grafikers Walter Bullert gewürdigt. Auf das historische Datum 1945 nehmen zwei Ausstellungsprojekte Bezug, eines davon mit dem Titel „Projekt: Spurensicherung 1945“ als landesweites Schülerprojekt unter Vorsitz des Museumsverbandes Brandenburg. Dirk Becker
Dirk Becker
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