Kultur: Bachgeburtstag
Gratulationskonzert im Schlosstheater
Stand:
Ein Wochenende mit „Bach in Sanssouci“. Zum einen ist es sein 325. Geburtstag, an dessen Vorabend Nikolaikantor Björn O. Wiede und das Ensemble „Exxential Bach“ zur Gratulationscour ins Schlosstheater im Neuen Palais einluden. Um jenen Genius der Musik zu ehren, der am 21. März 1685 als sechstes Kind des Stadtmusikers Johann Ambrosius Bach und seiner Frau Elisabeth, geborene Lämmerhirt, in Eisenach geboren wurde. Der andere Feieranlass liegt in der Tatsache begründet, dass Johann Sebastian anno 1747 nach Potsdam kommt, um seinen Sohn Carl Philipp Emanuel zu besuchen, der als Cembalist in Diensten des Preußenkönigs Friedrich II. steht. Die legendäre Begegnung des Monarchen mit dem berühmten Tonsetzer hat Folgen: nach einem vorgegebenen Thema des Königs verfertigt er das „Musikalische Opfer“. Drei Jahre später stirbt Bach in Leipzig.
Im friderizianischen Interieur des Schlosstheater im Neuen Palais ist die musikalische Tafel passend und reich gedeckt. Und zwar vorwiegend mit Kompositionen, in denen die Traversflöte im Mittelpunkt des Geschehens steht – als Geste an den Genius loci. Und so erklingt eingangs die zweite Orchestersuite h-Moll BWV 1067, eine Synthese aus französischer Ouvertürensuite und konzertierendem Prinzip. Mancher der sieben Sätze entpuppt sich dabei als ein veritables Flötenkonzert. Man musiziert in einfacher Streicherbesetzung auf historischen Instrumenten beziehungsweise deren Stilkopien: vibratolos, geschärften Klangs, strukturerhellend. Doch vor dem nah am Originalklang orientierten Hörgenuss haben die Barockgötter hörstrapaziöse Einstimmarbeiten gesetzt, damit die Darmsaiten im Einklang schwingen können.
Voller Verve stürzen sich die sieben Instrumentalisten ins Klangabenteuer, wobei sich nicht nur in der Ouvertüre die polyphonen Konstruktionen gut erkennen lassen. Im vorzüglichen Ensemblespiel breiten sie nicht weniger lebendig und einprägsam auch die nachfolgenden Tanzsätze aus, wobei man sich auf genaue Affektenauslegung konzentriert. Behaglich schreitet das synkopenangereicherte Rondeau daher, während sich die Sarabande von ihrer elegischen Seite zeigt. Eilend hüpft die Bourrée, kraftvoll und elegant die Polonaise. Die Badinerie läutet das temperamentvolle Finale ein.
Die arabeskenhafte, trillerreich ausgezierte Flötenstimme wird von Jana Semerádová vorzüglich in dunkel getönten Klang verwandelt, der mehr ist als nur belebende Registerfarbe. Auch beim Gourmethäppchen des Ricercare a6 aus dem „Musikalischen Opfer“ sind ihre Einwürfe das sprichwörtliche Sahnehäubchen auf der konzentriert gearbeiteten und entsprechend servierten Creation. Dagegen kann sie beim empfindsamen Duettieren mit der Violine von Wolfgang Hasleder im Affetuoso-Satz des 5. Brandenburgischen Konzerts ihre Kunst der Verinnerlichung virtuos zur Geltung bringen. In den beiden Allegro-Sätzen scheint ihr und der anderen lustvolles Spiel kein Ende zu sein. Zumal sich das Fünfte durch den tastenbrillant vorgetragenen Continuopart als ein veritables Cembalokonzert im Concerto-grosso-Gewand offeriert. Björn O. Wieder spielt ihn wie auch das Konzert für Cembalo und Streicher A-Dur BWV 1055 auf einem kopierten Instrument von Michael Mietke, jenem Berliner Instrumentenbauer, bei dem Bach mehrere Instrumente für den Köthener Hof bestellt und 1719 in Berlin höchstderoselbst abgeholt hatte. Übrigens eine einprägsame Szene im DDR-TV-Vierteiler über Bach, den es am Sonntag im Filmmuseum zu sehen gab. Peter Buske
Peter Buske
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: