Kultur: Barocke Bizarrerien
Anton Steck mit Sonaten barocker Violinvirtuosen
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Zur Zeit des Barock, als Italien das musikalische Zentrum Europas war, erlebte die Violinmusik ihre erste Blütezeit. Berühmte Geigenbauer trugen dazu bei, auch nördlich der Alpen. Jakob Stainer produzierte in Tirol Geigen, die bis heute gerne bei der Originalklangmusik verwendet werden. Solch eine Stainer-Geige erklang am Freitagabend bei den Musikfestspielen im Tanzsaal des Schlosses Babelsberg, wo Anton Steck Sonaten barocker Violinvirtuosen präsentierte.
Begleitet wurde der dunkelhaarige Virtuose mit Künstlermähne von der holländischen Cembalistin Marieke Spaans. Sie bediente eine Kombination aus zweimanualigem Cembalo und Orgelpositiv, ein im 17. Jahrhundert gern verwendetes Claviorgano. Das sorgte für gewisse Abwechslung dergestalt, dass die langsamen Sätze von weich-dräuenden Orgeltönen und die schnellen Sätze von filigranen Cembalo-Kaskaden begleitet wurden. Silbern rauschte das Cembalo in den beiden hochvirtuosen Solowerken von Alessandro Scarlatti.
Auch wenn es nur ein Abstand von rund einem Jahrhundert ist, liegen zwischen den Komponisten Biagio Marini und Antonio Vivaldi Welten. Marinis Sonate Nr. IV „per due cordi“ exerziert recht akademisch das akkordische Doppelgriffspiel und wirkt letztlich wie eine Etüde. Auch Tommaso Albinonis Sonata op. 6 Nr. 7, klingt recht konventionell, wenn auch technisch anspruchsvoller, etwa mit dem ständigen Wechsel zwischen staccato und legato im letzten Satz.
Wirklich bezaubern konnte an diesem Abend nur einer: Antonio Vivaldi, dessen überaus reiche musikalische Phantasie voller Anmut, Feuer und Einfallsreichtum sich auch in den beiden Sonaten zeigte, die von Anton Steck virtuos, aber nicht übermäßig originell gespielt wurden. In die Gefilde der großen Solokonzerte führte die Sonate von Johann Georg Pisendel, einem Schüler Vivaldis, mit technisch ausgeklügelten, recht grenzwertig klingenden Passagen.
Dass Franceso Veracini eine eigenartige Person gewesen sein muss, konnte an der Sonate op.2, Nr. 12 gehört werden. Ihre Elemente, wie eine seltsam entrückte Melodie, ein chromatisch gewundenes Capriccio, ein fahles Adagio ohne Anmut, aber mit umso abgelegeneren Klängen, machten sie zu einem Bravourstück barocker Bizarrerien. Die Zuhörer erklatschten eine Zugabe von Franz Benda, einem Violinisten und Kapellmeister in Diensten von Friedrich II. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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