Kultur: Barocke Träume in der Sommernacht Lautten Compagney an der Sanssouci-Orangerie
Gratulation den Musikfestspielen. Der Rezensent kann sich nicht erinnern, jemals eine solche perfekte technische Tonübertragung wie am Sonnabend an den Terrassen der Sanssouci-Orangerie gehört zu haben.
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Gratulation den Musikfestspielen. Der Rezensent kann sich nicht erinnern, jemals eine solche perfekte technische Tonübertragung wie am Sonnabend an den Terrassen der Sanssouci-Orangerie gehört zu haben. Die Klarheit des Tons, die goldrichtige Mischung zwischen Orchester, Chor und Solisten wurde von der Potsdamer Firma Audio Engineering Marc Mattukat bestens ausgesteuert. Und so konnten die musikalischen Sommernachtsträume aus der Barockzeit klangschön an das Zuhörerohr gelangen. Die Lautten Compagney Berlin, konnte für zwei Konzerte an den imposanten Terrassen der Orangerie gewonnen werden. 3600 Zuhörer erlebten insgesamt die Sommernachtsträume, die nur am Freitag vom Regen beeinträchtigt wurden. Aber die Sänger und Musiker hat dies nicht sonderlich angefochten. Sie konnten auf der neuen Bühne, die sich nur dem Zuschauer öffnet, dem Wetter trotzen. Sie ist ganz und gar transparent, so dass man dem Treiben hinter der Bühne folgen kann. Diesmal wurde das Orangerieschloss dezent illuminiert. Dafür hat sich auch Feuerwerker Olaf Gödeke entschieden. Beim „Sommer“ in Vivaldis Jahreszeiten-Piecen begleitete er jedoch die Farbenpracht seiner Lichtspiele mit ein paar „Donnergrollen“. Dirigent Wolfgang Katschner, die Lautten-Compagney und der Solist Wolfgang Hasleder haben den Naturalismus, der dem Violinkonzert eigen ist, mit zupackender Virtuosität gespielt. Unbeschönigt wird Vivaldis realistische Malerei vorgeführt: der rufende Kuckuck, die in der Hitze schmachtenden Menschen, Tiere und heftige Stürme. Zuvor gab es allerlei von Händel (aus „Acis und Galathea“, „L“Allegro ed il Penseroso“), Purcell (aus „King Arhur“) und Telemann (aus „Die Tageszeiten“), Musik, die den mannigfaltigen Gefühlen in einer lauen, und auch stürmischen Sommernacht, wie sie an Shakespeares Komödie erinnert, entgegen kommen, doch auch Naturbetrachtungen und religöse Einkehr kommen nicht zu kurz. Die musizierende Lautten-Compagney, die singende Capella Angelica und ihre Solisten gaben den verschiedensten Werken eine feinfühlige Atmosphäre, ein differenzierte und natürlich stilsichere Deutung. Aufgefächert wurde die musikalische Interpretation von Händels „L“Allegro ed il Penseroso“ durch eine galant getanzte Darbietung von Nicole Siepert, Celia Millán und Michael Ihnow (Choreografie: Gonzalo Galguera). Der Beifall für alle Mitwirkenden war sehr groß.Klaus Büstrin
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