Kultur: Barockmusik macht glücklich Schlosskonzert mit der Kammerakademie
Die Schatzkammer der Barockmusik ist unergründlich, vielfältig und vielgestaltig. Aus ihrem Reservoir hat die Kammerakademie Potsdam ein Schlosskonzert zusammengestellt, das großen Anklang im Rokokotheater des Neuen Palais fand.
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Die Schatzkammer der Barockmusik ist unergründlich, vielfältig und vielgestaltig. Aus ihrem Reservoir hat die Kammerakademie Potsdam ein Schlosskonzert zusammengestellt, das großen Anklang im Rokokotheater des Neuen Palais fand. Bravos und tosender Applaus setzten am Sonntagnachmittag den Schlusspunkt hinter das beeindruckende Musizieren. Und so konnte man sich mit der Gewissheit auf den Rückweg machen: Barockmusik macht glücklich.
Dabei war die Werkauswahl nicht von Neuentdeckungen begleitet. Mehr oder weniger Bekanntes von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach (Oboenkonzerte in g-Moll BWV 1056 bzw. in d-Moll Wq 22), Vivaldi (Concerto in C-Dur), Händel (Concerto grosso in g-Moll op. 6/6) und Telemann (Don Quixote Suite) standen auf dem Programm – allesamt musikalisches Allgemeingut.
Doch die in historisierender Musizierpraxis spielende Streicherformation mit Christiane Plath als Konzertmeisterin und dem Continuo-Instrument Cembalo (Sabine Erdmann) unter der Leitung des jungen schwedischen Dirigenten Olof Boman sorgte mit temperamentvoller Vortragsweise dafür, dass man die Werke fast neu vernahm. Die rhythmische Artikulation fing genauso Feuer wie die melodiöse Eleganz betörte. Feingliedrige und plastische Gestaltung waren Ehrensache.
Bei Georg Philipp Telemanns Don-Quixote-Suite legte sich die Kammerakademie so richtig ins Zeug. Bei dieser frühen Programmmusik, die auf den Spuren des Ritters von der traurigen Gestalt wandelt, konnte Dirigent Boman seine wunderbaren gestalterischen Fähigkeiten wieder unter Beweis stellen. Die Musik sprühte geradezu vor Witz und Schlagfertigkeit. Die Zuhörer spürten die Freude der Instrumentalisten am Musizieren und die exzellente Kunst, fantasievolle Bilder dabei entstehen zu lassen. Und so kann man nur gespannt sein auf Bomans Potsdamer Operndebüt von Ristoris „Calandro“ während der diesjährigen Musikfestspiele Sanssouci.
Begeisterte Beifallsbekundungen galten am Sonntagnachmittag auch dem jungen spanischen Oboisten Ramón Ortega Quero. Der Musiker, Solo-Oboist beim Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks, spielte die oben genannten Oboenkonzerte von Vater und Sohn Bach. Beide Werke wurden ursprünglich für Cembalo geschrieben. Doch im 18. Jahrhundert war es üblich, Konzerte für andere Soloinstrumente umzuschreiben. Damit erhielten die ursprünglichen Versionen oftmals einen neue Charakter. Auch im Falle der von Quero musizierten Oboenkonzerte, die durch Wärme, aber auch Melancholie strahlten. Mit sicherer Virtuosität – enorm seine Atemtechnik – wusste der Solist aus München den spielerischen wie komplexen Reichtum der Musik beider Werke direkt auf die Zuhörer zu übertragen. Als besonders eindrucksvoll gestaltete sich der zweite Satz des Konzertes in d-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach, das deutlich in die Zeit der Empfindsamkeit weist. Der Oboist wusste hier mit seinem singenden Ton starke Ausdrucksmomente zu zaubern. Klaus Büstrin
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