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Kultur: Beats, Beethoven und Bublé Musikensembles der Uni Potsdam im Nikolaisaal

Gospel trifft Robbie Williams trifft Beethoven: Wer Musik an der Universität Potsdam studiert, lernt gemäß des akademischen Postulats von Theorie und Praxis nicht nur, der spielt auch: Davon zeugen unter anderem der Chor „Campus Cantabile“ und das Orchester „Sinfonietta Potsdam“. Mittlerweile toben sich die Studenten aber auch in höchst originellen Formationen wie den „BodyDrums“ oder dem „Schwungkollegium“ aus.

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Gospel trifft Robbie Williams trifft Beethoven: Wer Musik an der Universität Potsdam studiert, lernt gemäß des akademischen Postulats von Theorie und Praxis nicht nur, der spielt auch: Davon zeugen unter anderem der Chor „Campus Cantabile“ und das Orchester „Sinfonietta Potsdam“. Mittlerweile toben sich die Studenten aber auch in höchst originellen Formationen wie den „BodyDrums“ oder dem „Schwungkollegium“ aus. Und dass das Landespolizeiorchester Brandenburg mit seinem Dirigenten Christian Köhler mittlerweile eng mit der Musikausbildung der Stadt zusammenarbeitet, davon konnten sich die Besucher des diesjährigen Konzerts am Donnerstag im Nikolaisaal überzeugen.

„Van Beethoven bis Bublé“ nannte sich das stilistisch breit gefächerte Programm. „In ungeplanter Koinzidenz zu der Reihe ‚Alles Beethoven!‘, die der Nikolaisaal und die Kammerakademie Potsdam in dieser Saison durchführen“, so der Uni-Kanzler Karsten Gerlof bei der Begrüßung des Auditoriums. Auch Chor und Orchester der Uni Potsdam hatten für ihr diesjähriges Konzertprojekt zu einer Beethoven-Komposition gegriffen, der Missa solemnis D-Dur op. 123.

Allerdings in einer Strich-, also einer gekürzten Fassung, die dennoch 73 Minuten lang allen Beteiligten enorme Konzentration beim Musizieren und Zuhören abverlangte. Unter Leitung von Kristian Commichau hatten sich „Campus Cantabile“, „Sinfonietta Potsdam“ und die Bläser des Landespolizeiorchesters zu einer ansehnlichen Klangmasse zusammengefunden. Mit Begeisterung waren alle bei der Sache. „Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen“ steht am Partituranfang. Monumentalität zeichnet das Werk aus – genau so wie seine Wiedergabe. Der Dirigent setzte auf abrupte dynamische Kontraste, vornehmlich in schlagkräftigen Fortissimo-Bereichen. Die allerdings nahm die Saalakustik übel: Die erforderliche deklamatorisch-dynamische Wortdeutung drohte oftmals in einem undifferenzierten Meer der Klänge unterzugehen, auch der Text blieb dabei schwer verständlich.

In den leisen Passagen dagegen trat der sehr runde, bewegliche, von Sopranschärfen weitgehend freie Chor kraftvoller Männerstimmen klar hervor. Doch wenn die Sänger und Musiker in die Vollen gingen, hatte es das Solistenquartett schwer, von seinem Können zu künden. Am besten gelang das der höhensicheren Sopranistin Christina Roterberg und dem kraftvollen Tenor Volker Arndt.

Pause. Ihr Ende wurde durch afrikanische Gesänge, die aus dem Foyer-Rang drangen, eingeläutet. Das Publikum zog es sogleich in den Saal und zurück auf die Plätze – und dann entfachten „BodyDrums“, Studierende des Hauptfachs Ensemblepraxis, mit originellen Schlagwerkinstrumenten, Gospelgesang und Körperpercussion ein rhythmisches Feuerwerk von enormer Gefühlstiefe. Sechs sinfonischen Tänzen aus Opern von Jean Philippe Rameau, von der „Sinfonietta Potsdam“ barockhistorisch musiziert, gaben sie mit pantomimischen, posierenden, stampfenden und gestenreichen Bewegungen eine zusätzliche Dimension. Formidabel!

Im dritten Teil dieses Stilmixabends begleiteten die Polizeimusiker, „Sinfonietta“ und die Uni-Bigband „Schwungkollegium“ den Sänger René Jurke, der unter Leitung von Christian Köhler und Theresia Beiersdorf einige der von Michael Bublé und Robbie Williams berühmt gewordenen Popsongs zu Gehör brachte – auf seine ganz eigene, subtil ironische Art: Wie unbeteiligt und überwiegend stocksteif stand er vorm Mikrofonständer und verfügte über die Ausstrahlung eines preußischen Beamten. Jubelstürme. Peter Buske

Peter Buske

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