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Kultur: Beifallssturm Abschied Wellemeyers und seiner Crew aus Magdeburg

Diese Tränen waren nicht gespielt. Sichtlich ergriffen verbeugte sich Franziska Melzer vor dem Magdeburger Publikum.

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Diese Tränen waren nicht gespielt. Sichtlich ergriffen verbeugte sich Franziska Melzer vor dem Magdeburger Publikum. Eben noch die verzweifelte Nina in Tschechows „Die Möwe“ gab sie mit ihrem sich nun auflösenden Ensemble am Samstag die Abschiedsvorstellung im Schauspielhaus. Sie wird sich, wie auch „Möwe“-Mitstreiter Wolfgang Vogler, Jon-Kaare Koppe, Marcus Kaloff und als mehrfacher Gast, Andrea Thelemann, ab Oktober in Potsdam ein neues Theaterpodium erspielen. Und sicher genauso beherzt das Publikum erobern.

Die Elbestädter gaben den scheidenden Protagonisten minutenlang stehenden Beifall mit auf den Weg: nach einer vor allem nach der Pause ergreifenden Vorstellung. Es fiel ihnen offenbar schwer, sich von „ihren“ Schauspielern zu trennen. Alt und Jung jubelten den Darstellern zu, die wiederum mit Applaus ihren treuen Zuschauern Lebewohl sagten.

Wie diese ganz im Sinne des Autors auf die Kraft des Textes und der „musikalischen“ Atmosphäre vertrauende Inszenierung von Tobias Wellemeyer – dem designierten Potsdamer Intendanten – schürte auch Puccinis „Turandot“ die Emotionen. Diese zweite Abschiedsvorstellung nach acht gemeinsamen Jahren in Magdeburg packte mit noch größerer dramatischer Wucht und herausragenden Sängern das Publikum. In dem Bühnenbild von Holger Pototzki, das sehr fühlbar Enge und Ausweglosigkeit suggerierte, brillierten neben dem Chor vor allem die Sopranistinnen Anita Bader und Ute Bachmaier. Als sich am Ende alle verneigten und auch der scheidende Generalmusikdirektor Francesco Corti die Bühne betrat, gab es zehn Minuten Standing Ovation: Auch hier in einvernehmlicher Anerkennung und Begeisterung von jungen und älteren Theaterbesuchern.

Die Worte Tschechows aus seiner „Möwe“: „Es ist Platz für alles da, für das Alte und das Neue. Wozu sich bekämpfen?“ dürfte ein gutes Motto sein für den Start der Magdeburger Crew in Potsdam. Dann aber hoffentlich mit Freudentränen. Heidi Jäger

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