Beim Anblick des riesigen Fotos mit dem verschneiten Neuen Palais, das die Bühne des Schlosstheaters schmückte, bewirkte zwiespältige Gefühle. Wünscht man sich in unseren Breiten weiße Weihnachten, so ist das Fernweh nach dem warmen Süden ebenfalls vorhanden. „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“, fragt Goethe in seinem berühmten „Lied der Mignon“. Und mit dem Wunsch „dahin, dahin möcht ich mit dir, o mein Geliebter zieh''n“ wird die Italien-Sehnsucht unterstrichen. „Bella Italia“ nannte Barbara V. Heidenreich ihr letztes Potsdamer Hofkonzert 2007 am zweiten Weihnachtsfeiertag im Schlosstheater.
Die junge Sopranistin der Staatsoper Berlin, Sylvia Schwartz, interpretierte das Goethe-Gedicht in drei Vertonungen, von Franz Schubert, Robert Schumann und Hugo Wolf. Die so subtil und psychologisch eindringlich gearbeiteten Lieder brachte Sylvia Schwartz mit vielseitigem Ausdruck zu Gehör. Auch die knapp gefassten, oft schlichten Piecen aus Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ wusste die Sopranistin mit beeindruckender Wortintensität zu gestalten. Ihre warm timbrierten Stimme kam dann besonders bei der Arie der Julia aus Vincenzo Bellinis Oper „I Capuletti ed i Montecchi“ (Romeo und Julia) glanzvoll und eindringlich zum Tragen. Hierbei war der Klarinettist Matthias Glander sowie der Wolfgang Kühnl am Klavier ihre zuverlässigen Partner. Der Pianist hatte sich auch stets mit artikulatorischer Sorgfalt und feiner Ausdeutung den Liedern zugewandt. Eine gutes Zusammenwirken zwischen Sängerin und Pianist.
Wolfgang Kühnl und Matthias Glander gehören wie der Bratscher Felix Schwartz zum renommierten Trio Apollon aus Berlin. Nachdem Michail Glinkas 1832 an der Mailänder Scala uraufgeführtes sehnsüchtiges Trio Pathétique d-Moll noch mit einer gewissen Schwere musiziert wurde, gelangen die solistischen Beiträge bedeutend besser. Da kitzelten sie feinste Tongebungen aus ihren Instrumenten und die Virtuosität kam nicht zu kurz: bei der Phantasia Concertante mit den schönsten Melodien aus Verdis Oper „Rigoletto“ für Klarinette und Klavier sowie bei Niccolo Paganinis Allegro maestoso aus einer Sonate für Viola und Klavier.
Der Beifall am Schluss der Matinee war überaus herzlich, so dass die Künstler sich mit Humperdincks „Abendsegen“ bedankten. Das Foto mit dem verschneiten Schloss unterstrich den Zauber der märchenhaften Stimmung. Die Potsdamer Hofkonzerte-Reihe startet wieder am 23. Mai 2008. Klaus Büstrin
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