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Kultur: Bereit für das Wagnis, offen für die Intuition

Kammerakademie Potsdam mit Bachkonzerten im Schlosstheater im Neuen Palais

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Zunächst wurde der gesamte Programmablauf durcheinander gewirbelt. Bis zum Schluss stimmte nichts. Der Veranstalter sah sich jedoch nicht bemüßigt, die Änderungen der Abfolge anzukündigen. Aber glücklicherweise ist das Publikum ja schlau genug, die dargebotenen Konzerte zu unterscheiden, auch die Soloinstrumente und die Anzahl der Solisten.

Die Kammerakademie Potsdam war wieder im Theater im Neuen Palais zu Gast, um eines ihrer beliebten Schlosskonzerte zu absolvieren. Und die Zuhörergemeinde – man erlebt es immer wieder – ist dankbar für dieses Angebot des Orchesters. Aber es ist nicht unkritisch. Denn nach dem Verklingen der A-Dur-Sonate für Oboe d“amore und Streichorchester von Johann Sebastian Bach am vergangenen Sonntagnachmittag war der Beifall verhalten. Denn leider vermochte die Solistin Emma Davislim das äußerst sensible Barockinstrument nicht zu dem Glanze zu verhelfen, das ihm zukommt. Intonatorische Schwierigkeiten machten sich allenthalben breit. Die Musikerin schien dies selbst gespürt zu haben, denn die Interpretation geriet ohne Inspiriration.

Dem Genius Mozart, der in diesen Tagen anlässlich seines 250. Geburtstages mit besonderer Hingabe gefeiert wird, war das Konzert nicht gewidmet, sondern einem anderen Großen der Musikgeschichte: Johann Sebastian Bach. Die Kammerakademie wählte für ihr Programm nicht die Brandenburgischen Konzerte oder die Orchestersuiten, die stets besonderen Glanz ausstrahlen, sondern Instrumentalkonzerte, die im öffentlichen Bewusstsein zurücktreten. Es erklangen Werke, die rekonstruiert, ursprünglich für Kantaten komponiert oder als Cembalokonzert geschrieben wurden, auch Bearbeitungen einzelner Sätze.

Dazu gehört das festliche Konzert für zwei Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo, eine Besetzung, die pompös daherkommt. Hier nun konnte Emma Davislin beweisen, dass sie eine ausgezeichnete Oboistin ist, wie auch ihr Kollege Andreas Helm. Zusammen mit dem Fagottisten Sergio Azzolini, der die Leitung innehatte, gelang eine klangschöne Wiedergabe. Natürlich vermochte Azzolini seine Solistenkollegen und die Kammerakademie, die in historischer Spielweise musizierte, mit bewundernswerter Lockerheit zu einem bewegend-freudigen Musizieren anzustecken. Azzolini gab dann das Fagottkonzert in D-Dur zum Besten. Die fantastische Technik des Künstlers konnte auch hier wieder zum Tragen kommen. Dazu erfreut die Brillanz des Klangs und die Selbstverständlichkeit, mit der er Barockkompositionen musiziert, so, als ob sie ein Kinderspiel wären.

Die seit 2004 bei der Kammerakademie fungierende Konzertmeisterin Yuki Kasai spielte zum Konzertabschluss das relativ kurze, doch prägnante Violinkonzert in g-Moll virtuos und stets gleichsam auf dem Sprung: bereit für das Wagnis, offen für die Intuition. Die Geigerin und ihre Musikerkollegen wurden dann auch herzlich gefeiert. Das Publikum verließ tief zufrieden das Neue Palais. Klaus Büstrin

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