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Kultur: Bergmann und Schriftsteller

Zum Tode von Max von der Grün / Seine 30 Bücher wurden viel übersetzt

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Zum Tode von Max von der Grün / Seine 30 Bücher wurden viel übersetzt Wahldortmunder, Bergmann und schließlich Schriftsteller: Max von der Grün, der als Autor zunächst von der Literaturkritik nicht wahr und dann lange nicht ernst genommen wurde, galt schließlich als einer der wichtigsten „Arbeiterdichter“. Der gebürtige Bayer, der sich selbst einst als „gelernter Ruhrgebietler“ bezeichnet hatte, begann seine Schriftstellerkarriere 1953 als Autodidakt. Der Durchbruch gelang ihm 1963 mit seinem zweiten Roman „Irrlicht und Feuer“. Seine „Vorstadtkrokodile“ von 1976 machten ihn bis heute auch einem jungen Lesepublikum bekannt. Am Donnerstag starb der gebürtige Bayreuther nach Angaben seiner Familie unerwartet im Alter von 78 Jahren in Dortmund. 1951 war er ins Ruhrgebiet gekommen, hatte den Krieg und drei Jahre Gefangenschaft in den USA hinter sich und war nach einer Maurerlehre arbeitslos. „Im Bergbau wurden händeringend Arbeitskräfte gesucht“, erinnerte er sich in einem Gespräch vor seinem 75. Geburtstag 2001. Drei, vier Jahre wollte er bleiben und Geld verdienen. Stattdessen sei er hängen geblieben. Rund 15 Jahre arbeitete von der Grün unter Tage als Hauer und Grubenlokomotivführer, bevor er 1962 als Autor mit dem Roman „Männer in zweifacher Nacht“ debütierte. „Ich habe immer viel gelesen. Eines Tages dachte ich, das Schreiben ist einfach, das kannst Du auch.“ Seine eigentliche Schriftsteller-Karriere begann dann 1963 mit einem Skandal: Der Roman „Irrlicht und Feuer“, in dem er die mangelhaften Arbeitsbedingungen der Kumpel beschrieb sowie die Auswüchse der Konsumgesellschaft und die Zwänge des Leistungsdenkens geißelte, war drastisch im Ausdruck und inhaltlich schonungslos. Es folgten die fristlose Kündigung als Bergmann und Prozesse wegen „Geschäftsschädigung“. Gewerkschaften lehnten überdies das Buch als „gewerkschaftsfeindlich“ ab. Aufsehen erregte auch die Verfilmung des Buches in der DDR. Die Anfeindungen seien ihm nahe gegangen, erinnerte er sich 2001. Doch sein Credo lautete: „Man muss sich wehren.“ Diese Haltung hat er auch als Autor nicht aufgegeben: In den 60er Jahren veröffentlichte von der Grün einen Band Erzählungen, ein Bühnenstück und den später vom ZDF verfilmten Roman „Zwei Briefe an Pospischiel“ (1968). Schon 1979 beschrieb er in „Flächenbrand“ die Gefahren des Rechtsradikalismus. Im gleichen Jahr erschien auch das Jugendbuch „Wie war das eigentlich?“, in dem er die Lebensbedingungen im Dritten Reich aufzeigen wollte. Die rund 30 Bücher von der Grüns wurden in viele Sprachen übersetzt, millionenfach verkauft und nahezu vollständig verfilmt. Ihr Autor wurde vielfach ausgezeichnet. 1979 erhilet er den Warschauer Janus-Korczak-Preis, 1981 den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis und den Ruhrpreis für Literatur (1988). Er war bis zu ihrer Auflösung Mitglied der „Gruppe 61“, deren Ziel die künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt war, und gehörte dem deutschen PEN-Zentrum an. Mit seinen Jugendbuch „Vorstadtkrokodile“, in dem er die Abenteuer eines behinderten Jungen in einer Jugendbande beschrieb, ist er bis heute der jungen Generation bekannt. Helge Toben

Helge Toben

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