Kultur: Besenfein
Eine neue Ära am Hans Otto Theater wurde kräftig eingeläutet
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Eine neue Ära am Hans Otto Theater wurde kräftig eingeläutet Neue Besen kehren gut und manche ganz besonders gründlich. Als sich in diesem Sommer mit Uwe Eric Laufenberg am Hans Otto Theater eine neue Ära ansagte, brauste ein heftiger Wind durch die Räume. Dem alten Stallgeruch wurde gehörig der Garaus gemacht. Keine Inszenierung der „Abgedankten“ hatte vor den Augen der Neuen Bestand, und mit dem Abschied des alten „Meisters“ wurde auch das Gros seiner „Lehrlinge“ in die Ecke gestellt. Die „Palastrevolution“ verlief indes friedlich, dem Aufbegehren folgte Neugierde. Wild entschlossen tourt Laufenberg nun seit gut sechs Monaten durch die Stadt, um das Theaterfeuer tüchtig zu schüren. Er inszeniert, moderiert, diskutiert, kooperiert – macht allerorten von sich reden. Ein offenbar nimmermüder Enthusiasmus treibt ihn um: Ob Kirche, Villa, Museum – kein Haus scheint vor seinen kultur-politischen Attacken sicher. Selbst zweifelnde Skeptiker verhehlen nicht ihre Sympathie für so viel Power. Der schauspielernde und Regie führende Intendant kann sich nicht nur selbst gut verkaufen, auch seine Arbeit ist immer wieder im kontroversen Gespräch. Mit „Sieben auf einem Streich“ zettelte er im Herbst eine wahre Premierenflut an und brachte nicht nur seine eigenen Leute, sondern auch die Zuschauer an die Grenzen des Machbaren. Denn natürlich will die Neugierde auf das Neue befriedigt sein. Wie nicht anders zu erwarten, zeigte sich sein hoch ambitioniert zusammen gesetztes Mosaik erlesener Theaterstoffe in den verschiedensten Farben und Facetten. Mit „Krieg und Frieden“ gab es einen fein geschliffenen Diamanten, mit „Orpheus in der Unterwelt“ einen eher grob behauenen Funkelstein, mit „Bedeutende Leute“ eine matte, ungebrochene Druse... Nicht alles gelang, was anfangs verheißungsvoll erschien: Doch wer vielen etwas bringt, wird manchen etwas geben. Sicher schmunzeln erfahrene Theaterhasen auch abgeklärt in sich hinein, wohl wissend, dass überall nur mit Wasser gekocht wird, und auch der beste Besen nicht überall Glanz bringen kann. Aber der Schwung, mit dem derzeit über die Kurzzeit-Bühnen dieser Stadt gefegt wird, lässt hoffen, dass sich der Wind bis zur Eröffnung des neuen Theaterhauses nicht legt. Die Lust, sich mitreißen zu lassen, hat jedenfalls die Mehrheit der Musen-Freunde erfasst. Auch von anderen neuen und alten Besen dieser Stadt wünschte man sich mitunter ähnliche Energien, um rund um den Fixstern Kulturhauptstadt mehr als nur Staub aufzuwirbeln.Heidi Jäger
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