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Kultur: Besonderes Ostergeschenk

Johannes Watzel und Ulrich Eckhardt musizierten

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Johannes Watzel und Ulrich Eckhardt musizierten Welch schönes Ziel für einen Spaziergang ist doch die Kapelle von Klein-Glienicke! Und wenn die Reize der Potsdamer Kulturlandschaft mit dem Anhören von Musik verbunden werden können, steigt der Fühler des Genussbarometers um ein Vielfaches. Am Ostermontag sorgte die Ankündigung eines Konzerts für Violine und Orgel für eine gefüllte Kapelle. Der Geiger Johannes Watzel vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und Ulrich Eckhardt, Orgel, ehemals Intendant der Berliner Festwochen, spielten ohne Honorar und boten dem Publikum das seltene Ereignis, Musik frei von kommerziellen Interessen erleben zu dürfen. Ihr kleiner Streifzug durch die barocke Musik führte keine virtuosen Höhenflüge vor, sondern bot schöne Klänge in der intimen Atmossphäre der Kapelle - fast wie bei einem Hauskonzert. Die Violinsonate D-Dur aus op. 5 von Arcangelo Corelli zeigte die kompositorischen Grundmuster der barocken Kirchensonate in klassischer Weise. Melodiebetonte langsame Sätze wechseln mit spritziger, fugierter Stimmführung in den schnellen Sätzen. Dazu legt die Orgel als Basso continuo eine schlichte Grundlage. Johann Sebastian Bachs Partita e-moll entfaltete sich mit violinistischer Bravour in der Introduktion, ging in zauberhafte Adagioklänge über, um dann ausgelassen hüpfende Heiterkeit in den Tanzsätzen von Allemande und Gigue zu verströmen. Überaus filigran verflochten sich die Stimmen in der Sonate A-Dur von J. S. Bach, wo die Orgel zum differenzierten, zweistimmigen Partner der Violine wurde. Zwischen ihnen entwickelte sich ein lebendiges Wechselspiel, das die originellen musikalischen Einfälle sehr gut zur Geltung brachte. Das „staccato sempre“ der hingetupften Orgeltöne im „Andante poco“ kontrastierte burlesk mit kleinen Orgeltrillern und langgezogenen Violinkantilenen. Eine Aura der unwiderstehlichen Sogkraft von J. S. Bachs Kompositionen für Solo-Orgel verbreitete die „Fantasia e Fuga a-moll“. Ulrich Eckhardt erzeugte mit ausgewählter Registrierung und klarer Spielweise nahezu psychedelische Klangwelten. Wunderbar ergänzten sich die gelösten Klänge der Fantasie mit der strengen Fugenintroduktion sowie mit den tonalen Freizügigkeiten der prächtigen Stretta. Zu dunkel vibrierenden Schlussakkorden zirpte sogar der helle Klang des Zimbelsternes abschließend dazu. Mit ihrem kleinen Konzert in der Kleinglienicker Kapelle haben Johannes Watzel und Ulrich Eckhardt den Zuhörern ein ganz besonderes Ostergeschenk gemacht. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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