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Das Bett und die Illusion des Meeres.

© Andreas Klaer

Kultur: Bett am Meer

Andreas Haltermanns Installation „Flow“ ist die vierte und letzte Container-Ausstellung im Schirrhof

Stand:

Wenn man den schmalen dunklen Container auf dem Schirrhof betritt, fühlt man sich wie Alice im Wunderland. Von außen wenige gedrängte Quadratmeter, drinnen öffnet sich der Horizont. Die Wände scheinen sich aufzulösen im gleißenden Scheinwerferlicht der untergehenden Sonne. In der Mitte des Raumes steht ein schwarzes Bettgestell mit weißem Laken. In dem Moment, wo die Schuhe des Besuchers auf dem Kies knirschen und das Heu in den Kissen unter ihm raschelt, wird er selbst Teil der Soundcollage. Die Geräusche vermischen sich mit dem eingespielten Rauschen der Wellen und dem dumpfen Klingen und Klongen der Planken. Wenn man dann auf dem Bett liegt, hat man das Gefühl, der Container könnte sich jeden Moment bewegen und auf ein Schiff gehoben werden.

Andreas Haltermanns Installation „Flow“ ist das vierte und letzte Kunstprojekt für dieses Jahr im Container des Trollwerk e.V. auf dem Schirrhof. Sie hebt sich von den vorhergehenden Ausstellungen deutlich ab. Andreas Haltermann hat das, von den Veranstaltern vorgegebene Thema „Künstler und ihre Idole“ ganz anders verarbeitet, als seine Kollegen Monika Weiss, Van Icon und Marstwo und Ali Kepenek. Während der Betrachter sich in den vorhergehenden Film- und Videowerken mit Themen wie Pornografie, Behinderung und dem Nationalsozialismus auseinandersetzen musste, braucht er zu Haltermanns Bett keine Position beziehen. Er landet in einem Zwischenraum, den der Künstler und Bühnenbildner die Lücke zwischen den Gedanken nennt. Dort existiert nichts, außer dem Betrachter selbst, das Bett und die Illusion des Meeres. Das ist zumindest die Idee hinter dieser „neurobiologischen Versuchsanordnung“, wie Andreas Haltermann sie betitelt. Er möchte sein Publikum für einen Augenblick lang aus dem Alltag entführen und dabei alle Sinne ansprechen. Deswegen war es für „Flow“ auch sehr wichtig, dass die weißen Laken auf dem Bett wirklich mit Heu ausgestopft wurden. Dieser Geruch weckt eben besondere Assoziationen.

Insgesamt sind, laut den Veranstaltern, die vier Ausstellungen der Contemporary Art Zone in Verbindung mit der kleinen Bar und den Konzerten gut angekommen. Wie es in Zukunft auf dem Schirrhof weitergehen soll, weiß noch keiner genau. Wird der Container bleiben? Kommt noch einer dazu? Kann man ihn auch im Winter nutzen? Vor allem fehlen dauerhafte Lösungen für die Nutzung der Toiletten und der Lagerung. Für Janine Gottwald vom Trollwerk e.V. ist das Experiment Kunst, Event und Clubbing zu verbinden, trotz allen noch offenen Fragen, gelungen. „Wir haben jetzt gemerkt, was wir alles schaffen können, wie viel Energie es uns kostet und welche Ressourcen wir dafür brauchen“, sagt sie. Da alle ehrenamtlich arbeiten, muss sich jeder gut überlegen, zu welchen Zeiten er sich wirklich verpflichten kann die Veranstaltungen zu betreuen. So ist die Planung oft recht kurzfristig. Aber die spontanen Ankündigungen im Internet, via Netzwerke wie Facebook und StudiVZ, scheinen den „Berlin-Charme“ der Open-Air-Partys im Container auf dem restaurierten Schirrhof eher verstärkt zu haben. Bis 8 Uhr morgens waren sie oft gut besucht. Gerne würde Janine Gottwald am 16. Oktober eine Fininssage zum Abschluss der Contemporary Art Zone organisieren. Ob sie stattfinden kann, ist aber noch nicht sicher. Am besten man guckt zwei Tage vorher noch mal bei Facebook nach.

Undine Zimmer

Noch bis zum 17. Oktober im Schirrhof, Schiffbauergasse, Do bis So 20 bis 1+ Uhr

, ine Zimmer

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