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Kultur: Bewegend

Konzert mit Pahud und der Kammerakademie

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Carl Philipp Emanuel Bach schrieb nicht nur Musik, die zu Herzen geht, sondern auch ein Wort, das sein künstlerisches Credo in einem Satz zusammenfasst und heute noch gültig ist: „Die Musik hat höhere Absichten, sie soll nicht das Ohr füllen, sondern das Herz in Bewegung setzen.“ Von einem bloßen Ohrenkitzeln hielt er also nichts. Auch die renommierten Interpreten der Werke Carl Philipp Emanuel Bachs, der Flötist Emanuel Pahud sowie der Cembalist und Dirigent Trevor Pinnock, wollten am Montag in der voll besetzten Friedenskirche Sanssouci davon nichts wissen. Gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam boten sie ein Konzert, das das „Herz in Bewegung“ setzte.

Der 300. Geburtstag des zweitältesten Bach-Sohns und Kammercembalisten Friedrichs des Großen am 8. März fordern auch Konzertveranstalter Potsdams heraus, den Meister des Ausdrucksvollen, wie er schon zu seinen Lebzeiten genannt wurde, besonders zu ehren. In der Friedenskirche war der Auftakt für die Geburtstagsfeiern, die auch ein Schlaglicht auf das Musikleben Preußens zur Zeit Friedrichs II. werfen werden. Es war aber ein Konzert, das wohl schwer zu toppen sein wird. Dafür sorgten der Soloflötist der Berliner Philharmoniker sowie der englische Cembalist und Dirigent.

Drei Flötenkonzerte wurden ausgewählt, die Bach als Kammercembalist der preußischen Hofkapelle zu Papier brachte. In ihnen zeigt sich die Spannweite seiner Musik zwischen graziöser Schwermut und leichter Sentimentalität des späten Rokoko bis zur genialischen Dämonie der Sturm-und-Drang-Ära. In den Konzerten, die Bach in G-Dur, in d-Moll sowie in a-Moll komponierte, teilweise zunächst für andere Soloinstrumente, kann man die Wirkung, die sie auf Haydn, Mozart und sogar Beethoven hatten, gut verstehen. Er wurde ein Bindeglied zwischen dem Barock und der Wiener Klassik. Joseph Haydn schrieb: „Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.“ Der Bach-Sohn schrieb Musik, die teilweise unberechenbar, doch immer voller Leidenschaft ist.

Lebendig und packend musizierten Pahud und die Kammerakademie unter der Leitung von Trevor Pinnock, der vom Cembalo aus mit ganz sparsamen Gesten dirigierte. Prächtig aufblühende Klänge waren zu hören, mit dramatischen, ja sogar schroffen Akzenten, doch auch mit innigem Schmelz. Dass Pahuds mühelos dahinströmendes Flötenspiel besondere Begeisterung bei den Zuhörern hervorrief, war klar, musizierte er doch die Empfindungen und Emotionen der Bachschen Werke ungeheuer plastisch, intensiv und tonschön. Der in Musiksachen konservative Friedrich II. war die unkonventionelle Komponierweise seines Cembalisten nicht geheuer. Er lehnte sie für das eigene Musizieren auf der Flöte ab.

Auch Vater Johann Sebastian hatte im Friedenskirchen-Konzert ein Wort mitzureden. So wurde deutlich, aus welchem musikalischen Hintergrund Carl Philipp Emanuel schöpfen konnte. Bei der sechsstimmigen Ricercare aus dem „Musikalischen Opfer“, das der Vater Friedrich dem Großen widmete, sorgte das souverän-energische Musizieren von Mitgliedern der Kammerakademie für eine durchweg eindringliche Wirkung. Deren mitreißende Spielfreude machte sich schließlich im Brandenburgischen Konzert Nr. 3 bemerkbar, das von Trevor Pinnock vom Cembalo aus mit einem schwungvollen Puls zu einem fröhlichen Musizieren geführt wurde. Klaus Büstrin

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