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Svenja Wasser spielt Stephanie und Stephano.

© HL Böhme

Kultur: Bewegung auf der Insel

„Eyes of the Storm“ hat morgen Premiere

Stand:

Prospero, der ehemalige Herzog von Mailand, lebt mit seiner Tochter Miranda auf einer Insel. Eines Tages werden Schiffsbrüchige ans Land gespült, darunter Ferdinand, ein Sohn des Königs von Neapel. Prosperos Tochter Miranda verliebt sich beim ersten Blick in Ferdinand. Und die jungen Leute bringen Bewegung in verkrustete Macht- und Denkstrukturen der Älteren.

Genau 400 Jahre sind das jetzt her, als William Shakespeares letztes Stück „Der Sturm“ das erste Mal aufgeführt wurde. Auch in ihm gelang dem großen englischen Dramatiker eine abgründige Romanze, eine Parabel auf das Theater, eine Meditation über das Verhältnis von Kunst und Natur oder ein grimmig-heiteres Lehrstück über die Schweinereien von Machtpolitik und kolonialer Ausbeutung. Ja, Shakespeares „Sturm“ verteilt an Theaterleute eine ganz monströse Fülle an Sinnangeboten und Interpretationsmöglichkeiten. Daraus wählte der heute 56-jährige englische Autor Charles Way einen kleinen Ausschnitt, denn er liebt eher die Reduktion. Und so nahm er sich die Freiheit, den „Sturm“ für junge Leute zu interpretieren. Sie sollen die Möglichkeiten haben, sich im alten Stück zu entdecken und zu spüren: Was vor 500 Jahren aktuell war, ist auch heute mein Thema.

Das Hans Otto Theater stellt in seiner vorletzten Premiere dieser Spielzeit am morgigen Donnerstag in der Reithalle A die Shakespeare-Interpretation „Eye of the storm“ (Im Auge des Sturms) des Engländers Charles Way zur Diskussion. Regisseur Andreas Rehschuh, der in Potsdam mit bisher drei fantasievollen Inszenierungen („Momo“, „Drachenreiter“ und „Wie hoch ist oben“) in guter Erinnerung ist, wird sicherlich keine trockene Diskussions-Veranstaltung abliefern, sondern eine mit allem theatralischem Zauber, unterstützt vom Bühnenbild Eva-Maria Westervelds und den Kostümen Grit Walthers, von den Schauspielern sowieso.

Das Thema Pubertät und das Sich-Befreien-Wollen von der übergroßen Liebe des Vaters Prospero, der Miranda in seinem Inseldasein „gefangen“ halten möchte, wählte Charles Way aus dem riesigen „Sturm“-Kosmos aus. Zwischen Miranda und Prospero ist ein explosiver Machtkampf im Gange. Von Unwörtern spricht Miranda, als ihr Vater sie ständig damit konfrontiert, sie sei unausgeschlafen, undankbar, unzufrieden, unbelehrbar, unwillig und unverschämt. Es geht in dem Stück um das Unabhängigkeitsstreben junger Menschen, um die Eifersucht von Älteren, doch auch um deren Einsicht, die manchmal mit Schmerzen verbunden ist. „Wie immer gelingt es Charles Way, einerseits die Vielschichtigkeit der Erzählung zu erhalten, andererseits die alte Zaubermär zur Geschichte für heutige Jugendliche zu machen“, heißt es in einer Kritik zur deutschen Erstaufführung 2002 in Wilhelmshaven.

Der Autor hat bisher über 40 Theaterstücke geschrieben, die nicht nur in England häufig gespielt werden. Er wurde auch mit zahlreichen Kinder- und Jugendtheaterpreisen ausgezeichnet. Die englische Theatermacherin Rosemary Hutt schreibt über Charles Ways Arbeiten: „Das Geheimnis seines Erfolges von Kinderstücken ist meiner Meinung nach ihre sehr spezielle Wahrheit. Nicht nur, dass Kinder im Zentrum stehen und das Publikum mit einer direkten Einfachheit angesprochen wird – das Kind in seinen Texten steht oft für etwas zu kurz Gekommenes, etwas, das zum Blühen gebracht werden muss“. Das meinen auch seine anderen Stücke, die sich an alle Altersgruppen richten. „Eye of the Storm“ ist eines vor allem für Jugendliche und deren Eltern. Klaus Büstrin

Premiere am morgigen Donnerstag, 18 Uhr, in der Reithalle, Schiffbauergasse

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