Kultur: Bibliotheken ohne Lobby
Befürchtung, dass acht Bibliotheks-Mitarbeiter gehen müssen
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Befürchtung, dass acht Bibliotheks-Mitarbeiter gehen müssen Wegen knapper Finanzen bei Land und Kommunen sind die Bibliotheken in Brandenburg zunehmend gefährdet. Seit 1991 seien von den damals rund 340 Bibliotheken bis heute 141 geschlossen worden, teilte die Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken mit. Jüngste Opfer seien die Bibliotheken in Luckau und Schwarzheide. „Die Bibliotheken im ländlichen Raum sowie die Fahrbibliotheken sind von den Kürzungen besonders betroffen“, sagte Lutz Sanne von der Landesfachstelle. Nach Darstellung von Kulturministerin Johanna Wanka sind Kürzungen bei den öffentlichen Bibliotheken wegen der angespannten Haushaltslage „nicht immer auszuschließen“. Lösungen seien beispielsweise Kooperationen von öffentlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Zudem sei es für die Büchereien notwendig und hilfreich, Sponsoren für ihre Bestände zu finden. „Der Stellenwert der Bibliotheken ist zu gering“, sagte die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Marion Mattekat. „Alle stöhnen über Bildungsnotstand, aber die Bibliotheken tauchen in der Diskussion nicht auf. Wir haben keine Lobby.“ Das Land zahlt nach eigenen Angaben der Stadt Potsdam jährlich 500 000 Euro für die Stadt- und Landesbibliothek. In den nächsten zwei Jahren müssen hier rund 350 000 Euro eingespart werden. „Dabei ist der Medien-Etat ohnehin viel zu gering.“ Auf die aktuellen Bestseller werde eine Gebühr von zwei Euro erhoben, um die neuesten Bücher anschaffen zu können. Marion Mattekat befürchtet, wie sie im letzten Kulturausschuss betonte, dass weitere acht Mitarbeiter die Bibliothek verlassen müssen. Auch zwei Zweigstellen müssten dann geschlossen werden, die Zahl der Schließtage in der Hauptbibliothek könnten sich erhöhen. Seit Herbst habe die Bibliothek ein Sponsoring-Projekt ins Leben gerufen: Bürger können „Bildungsaktien“ erwerben und die alten Bestände der Bibliothek finanziell unterstützen. „Die Spendenaktion hat sehr guten Zuspruch“, sagte Mattekat. Es gebe rund 80 „Bildungsaktionäre“. Auch die wissenschaftlichen Bibliotheken müssen zunehmend rationalisieren. Die Hochschulbibliotheken werden im Rahmen einer Bund-Länder-Förderung mit rund 840 000 Euro unterstützt. Dennoch ist die Uni-Bibliothek Potsdam nach den Worten der Leiterin Ulrike Michalowski unterfinanziert. Teure Lehrmittel wie Zeitschriften aus dem naturwissenschaftlichen Bereich könnten in Zukunft noch weniger angeboten werden. Um die Kürzungen auszugleichen, seien deshalb ähnlich wie bei den öffentlichen Bibliotheken Buchpatenschaften geplant. K.Bü/dpa
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