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Ungehörte Musik aus Dänemark: Birgitte Ebert gastierte beim Orgelsommer

Kaum jemand hierzulande kannte sie bisher, die dänischen Komponisten und ihre Werke. Die Dänin Birgitte Ebert hat bei ihrem Konzert an der Woehl-Orgel der Friedenskirche Sanssouci, das am Mittwoch im Rahmen des Internationalen Orgelsommers stattfand, die Potsdamer Hörer mit fast Unbekanntem vertraut gemacht.

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Kaum jemand hierzulande kannte sie bisher, die dänischen Komponisten und ihre Werke. Die Dänin Birgitte Ebert hat bei ihrem Konzert an der Woehl-Orgel der Friedenskirche Sanssouci, das am Mittwoch im Rahmen des Internationalen Orgelsommers stattfand, die Potsdamer Hörer mit fast Unbekanntem vertraut gemacht. Ausgenommen Niels Wilhelm Gade. Der Kopenhagener Romantiker, dessen 200. Geburtstag im Jahr 2017 ansteht, konnte Felix Mendelssohn Bartholdy als seinen Mentor gewinnen. Somit hatte er das Glück, dass einige seiner Werke im Leipziger Gewandhaus aufgeführt wurden. Gades Musik lässt sich formal wie stilistisch in der ersten als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verorten. Dabei ist die von quirliger Motorik getragene Grundstimmung stets heiter.

Grundsätzlich ist eben das Schöne am Orgelsommer: Er bringt Organisten aus so manchen Ländern Europas und darüber hinaus nach Potsdam. International ist er seit 25 Jahren, als er ins Leben gerufen wurde. Seitdem kann man nicht nur meisterhafte Musiker von Juli bis September auf Orgeln der Friedens- und Erlöserkirche kennenlernen, sondern auch Werke aus den jeweiligen Heimatländern der Organisten. Daraus ergibt sich ein spannender Komponisten-Überblick aus Vergangenheit und Gegenwart.

So auch durch die von Birgitte Ebert musizierten drei Tonstücke Gades, op. 22. Nur das Allegro con fuoco überrascht durch eine temperamentvolle Expressivität. Die ungebrochene Schönheit dieser Musik versteht die Organistin stets erklingen zu lassen.

Rued Langgaard gehört hingegen zu den dänischen Komponisten, die es überaus schwer hatten, sich einen Platz im Musikleben zu sichern. Schon zu seinen Lebzeiten rankten sich um ihn Mythen eines verkannten Genies. Doch ebenso nah wie der schöpferischen Genialität war er auch dem Wahnsinn – zumindest wurde es so wahrgenommen. Er wirkte unter anderen als Organist in Ribe, am ältesten Dom Dänemarks, dort, wo Birgitte Ebert heute für die Kirchenmusik verantwortlich ist.

Somit ist es für die Musikerin ein besonderes Anliegen, das Orgelwerk des vor 63 Jahren verstorbenen Langgaard bekannt zu machen. Sie wählte für das Konzert nicht die gewaltige Orgelsuite aus, die eine Auffführungsdauer von rund 120 Minuten vosieht, sondern zwei kurze Stücke: ein Herbstpräludium sowie die „Öde Straße“, beide entstanden nach dem Lesen von Rilke-Gedichten. Die andachtsvoll-hochromantische Musik wusste Birgitte Ebert mit vielen variierten Klangfarben der Orgel zu interpretieren. Die Organistin bevorzugte weitgehend Forte- und Fortissimoklänge. Die leisen Töne fielen dagegen leider recht spärlich aus.

Angemessen festlich-majestätisch wurden zwei Werke der Barock-Komponisten Francois Couperin und Dieterich Buxtheude gespielt. Doch das Praeludium in E des Lübecker Meisters Buxtehude hatte in der unsicher wirkenden Registrierung nicht immer das große interpretatorische Format, wie man es ansonsten vernahm.

Zum Abschluss spielte sie französische Orgelromantik: César Francks Piece héroique. Das schillernde und atmosphärisch dichte Werk mit seinen schwärmerischen, unendlichen Melodien, den Ohrwürmern, die den Wagnerverehrer in Franck durchscheinen lassen, brachte sie eindrucksvoll zum Klingen. Klaus Büstrin

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